Kraulen wie Spandau

Spandau ist Serienmeister im Wasserball – und stellt das halbe Nationalteam bei der EM

Deutschlands Wasserballer sind wieder salonfähig. Mit Platz sechs bei der Europameisterschaft im slowenischen Kranj schaffte die Mannschaft von Bundestrainer Hagen Stamm ihr bestes Ergebnis seit EM-Bronze 1995. Zugleich qualifizierte sich das Stammpersonal für die Weltmeisterschaft Mitte Juli in Barcelona und für das Olympia-Qualifikationsturnier im März 2004 in Rio de Janeiro. Die Teilnahme an den Sommerspielen in Athen hat nun oberste Priorität, nachdem sich die deutsche Mannschaft für Sydney nicht qualifiziert hatte.

„Mein Konzept, hauptsächlich auf die Spieler von Spandau 04 zu setzen, hat sich bewährt“, sagte Auswahlcoach Stamm, der zugleich Vereinsvorsitzender beim Rekordmeister aus Berlin ist. 8 von 15 Akteuren im EM-Kader kamen von den Wasserfreunden, darunter der mit 16 Treffern überragende Torjäger Mark Politze und Torhüter Alexander Tchigir, ein gebürtiger Russe. „Er und unsere sichere Abwehr waren der Schlüssel zum Erfolg.“ Stamms Mischung aus Routiniers und jungen Wilden stimmte. Der 20-jährige Berliner Fabian Schroedter schaffte international ebenso den Durchbruch wie Heiko Nossek vom Bundesliga-Absteiger SSV Esslingen. Er bekam sein Wasserballtalent in die Wiege gelegt. Sein Vater Ingulf wurde mit Deutschland 1972 in München Olympia-Vierter.

An solche Erfolge wollen die Wasserballer nun wieder anknüpfen. Die knappe 4:5-Niederlage gegen Spanien im Spiel um Platz fünf war der würdige Abschluss einer bemerkenswerten Europameisterschaft. Gegen den Weltmeister und Olympiasieger von 1996 hatten die Deutschen in der Vorrunde gewonnen, und nach einer 3:1-Führung im zweiten Viertel wäre beinahe eine weitere Überraschung geglückt.

„Offenbar habe ich doch nicht so viel falsch gemacht“, frohlockte nach EM-Abschluss der viel kritisierte Wasserballfachwart Ewald Voigt-Rademacher, der Bundestrainer Stamm alle möglichen Freiheiten einräumt. Auf Voigt-Rademachers Betreiben hin hatten sich die Wasserballer auch aus dem Sponsorenpool des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV) gelöst.

Die Eigenvermarktung der auf der untersten Förderstufe angesiedelten Randsportart lief bislang nicht wie erhofft. Doch nach Kranj und mit einem starken WM-Auftritt im Juli könnten sich nun ein paar Türen öffnen.

DPA