heute in bremen
: „Es fehlt eine klare Bremer Farbe“

Im Bürgerhaus Weserterrassen kämpft die Initiative „Hörsturz“ für bremisches Kulturradio

taz: Die „Interessengemeinschaft für Bremer Radiokultur“ wurde anno 2000 gegründet, um die alte Kulturwelle „Radio Bremen Zwei“ zu retten. Haben Sie da immer noch Hoffnung, Frau Dietzhold?

Regina Dietzold, Hörsturz: Nein. Das alte Programm von „Radio Bremen Zwei“ zu retten war nicht möglich. Aber wir wollen auch im Nordwestradio ein gewisses Niveau haben. Das soll sich nicht nur auf der Lifestyleschiene abspielen.

Aber finden Sie Nordwestradio immer noch niveaulos?

Das Programm fing entsetzlich an. Jetzt könnte man sagen: Das ist ein besseres NDR-Programm. In Schleswig-Holstein beneiden uns auch manche um das Nordwestradio. Das kann aber für uns kein Trost sein, denn noch ist Radio Bremen ein eigenständige Anstalt. Der Einfluss des NDR ist aber sehr stark. Das hört man oft heraus.

Und dieser Einfluss ist ein schlechter ?

Am Anfang hatten sie da nur so Hupfmäuse, die ihre Moderationen so machten wie bei einem der Privatsender. Das ist insgesamt etwas besser geworden. Zwischendurch verfällt es aber auch mal wieder in alte Strukturen. Und wenn der Prager Frühling in Warschau niedergeschlagen wird, kann man den Eindruck gewinnen, dass manche Moderatoren und Sprecher wenig Ahnung von dem haben, was sie da sagen. Zwischendurch gibt es sehr gute Sendungen. Aber leider werden Gesprächszeiten immer wieder mit Musik unterlegt, die erstens nicht passt und zweitens durch ihren Gesang ganz gezielt von dem ablenkt, was da erzählt wird.

Was fehlt Ihnen immer noch?

Eine klare Bremer Farbe. Das alte Radio Bremen Zwei war auch in die Jahre gekommen, aber es war etwas typisch bremisches.

Aber darf Radio aus Bremen nicht über den Tellerrand gucken?

Doch. Aber das Nordwestradio ist ein Mischmasch von Barsbüttel über Bombay und Berlin nach Brake. Das macht trotzdem das Programm nicht automatisch weltläufig.

Was unternehmen Sie konkret dagegen?

Wenn wir es für notwendig erachten, dann schreiben wir zum Beispiel Briefe, vorzugsweise an den Hörfunkausschuss direkt.

Reagiert der auch?

Ja. Wir lassen uns auch nicht abspeisen. INTERVIEW: JAN ZIER

Jeden 1. und 3. Montag um 18.30 Uhr im Bürgerhaus Weserterrassen