Der Blick in die Boxen
: Big Brother für Container

Es ist ja ein Stück weit verständlich, dieses Bedürfnis nach Sicherheit. Manche aber neigen dazu, es zu übertreiben. Und so kennt die Sicherheitshysterie der (Noch-)US-Regierung mal wieder keine Grenzen, Kosten-Nutzen-Analyse ist im Weißen Haus ein Fremdwort.

KOMMENTAR VON SVEN-MICHAEL VEIT

Container-Röntgen – darauf muss man erst mal kommen. Und das in einem Staat, der sich traditionell für den Garanten des freien Welthandels hält. Kein Einfuhrzoll jedoch wäre in der Lage, den US-Markt so lückenlos von Importen abzuschotten wie die Durchleuchtung unzähliger Blechkisten in den Häfen zwischen Hamburg und Shanghai.

Die Befürchtungen in Wirtschaft und Politik sind handfest, und sie sind einleuchtend. Die Kosten für Big Brother im Hafen wären immens, die Zeitverluste dramatisch und die Zugewinne an Sicherheit gering, bestenfalls aber trügerisch. Ein weltweit agierender Wirtschaftssektor jedoch, bei dem die Fähigkeit zur punktgenauen Lieferung bei verlässlichen Tarifen unabdingbar ist, kann mit solchen Hemmnissen nicht funktionieren.

Letztlich geht darum, ob das künftige Wirtschaftsministerium in Washington sich gegen die Sicherheitsressorts durchsetzen kann. Und selbst wenn Mr. Obama ein netterer Kerl sein sollte als sein Vorgänger, ist er in erster Linie Präsident von Amiland.

Und auf die zu hoffen, war schon immer ein riskantes Spiel.