Insolventes CD-Werk presst wieder

Dreimal innerhalb eines Jahres meldete das einst größte CD-Werk Europas bereits Insolvenz an. Dank neuer Millionenaufträge und eines möglichen Investors schöpft die reduzierte Belegschaft in Dassow wieder Hoffnung

Bis vor wenigen Tagen blickten die 100 Mitarbeiter des Dassower CD-Werks ängstlich in die Zukunft. Schließlich sollten mit dem 1. Januar die Ausfallzahlungen für das bereits dreimal in Insolvenz gegangene Unternehmen auslaufen. Gerade noch rechtzeitig füllen nun zwei Millionenaufträge die Kassen – damit ist das Geld für die Löhne vorerst gesichert. Wie die Schweriner Volkszeitung (SVZ) berichtete, solle es sich dabei um Komplettaufträge handeln. Diese verdanke das CD-Werk vor allem dem Hamburger Insolvenzverwalter Dirk Decker.

Noch vor zwei Monaten hatte der Zwangsverwalter den Einstieg eines Investors als „extrem schwer“ bezeichnet. Nun sollen sich gleich zwei Firmen um die Übernahme beworben haben. Als gesichert gelte dabei das Angebot der spanischen Iberdisc-Gruppe, die bereits im April ein Kaufangebot vorgelegt hatte, es dann jedoch in letzter Sekunde zurückzog.

Laut SVZ verspreche Iberdisc nun, Dassow zu einem Technologiestandort entwickeln zu wollen sowie 150 Mitarbeiter einzustellen. Außerdem sollen zahlreiche Aufträge, die vom polnischen Iberdisc-Werk nicht erledigt werden können, nach Dassow wandern. Wer der zweite mögliche Käufer ist und wer womöglich das Rennen um den Produktionsstandort in Mecklenburg-Vorpommern machen wird, ist noch nicht bekannt.

Ausgelöst wurden die erneuten Spekulationen um das CD-Werk, weil der derzeitige Investor, der dänische Dicentia-Konzern, im November Insolvenz angemeldet hatte – schon zum zweiten Mal. Denn bereits im September rief Dicentia wegen ungeklärter Lizenzfragen und sinkender Verkaufszahlen nach der Zwangsverwaltung.

Die Insolvenzverwalter kennen sich mittlerweile also gut aus auf dem Gelände des einstigen Vorzeigeunternehmens. Zum ersten Mal machten sie Bekanntschaft mit dem Dassower CD-Werk, als 2007 das Hamburger Unternehmen ODS Pleite ging. Damals wurde die Zahl der Mitarbeiter von über 1.000 auf knapp 100 reduziert und das Werk wechselte den Besitzer. Bis zu diesem Zeitpunkt waren weit über 40 Millionen Euro Subventionsmittel in das größte CD-Werk Europas geflossen.

Insider munkelten sogar, das vom ODS geführte Werk könne sich seine Dumpingpreise nur aufgrund der öffentlichen Subventionen leisten. Nicht zuletzt musste sich die rot-rote Landesregierung sogar den Vorwurf des Subventionsbetrugs gefallen lassen. UTA GENSICHEN