Zyperns Zukunft bleibt geteilt

Die Wiedervereinigung des Inselstaates ist am Widerstand der griechischen Zyprioten gescheitert. Inseltürken stimmen für Europa. Die internationale Gemeinschaft reagiert mit Enttäuschung

NIKOSIA taz ■ Mit großer Enttäuschung ist die Ablehnung der Wiederveinigung Zyperns von der internationalen Gemeinschaft aufgenommen worden. „Eine einmalige und historische Chance ist verpasst worden“, ließ UN-Generalsekretär Kofi Annan in Nikosia erklären. EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen sprach von einer „bitteren Enttäuschung“.

Die griechischen Zyprioten hatten am Samstag in einer Volksabstimmung dem Plan der Vereinten Nationen mit einer Mehrheit von über 75 Prozent eine deutliche Absage erteilt. Dagegen befürworteten die Zyperntürken mit fast 65 Prozent die Wiedervereinigung der Insel in einem bizonalen Bundesstaat. Damit kommt die Türkei ihrem Wunsch nach Eröffung von Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union im Dezember ein gutes Stück näher.

Am 1. Mai wird nur die griechische Republik Zypern zusammen mit acht osteuropäischen Staaten und Malta Mitglied der EU. Der türkische Norden dagegen bleibt ausgeschlossen. Nordzyperns Ministerpräsident Mehmet Ali Talat bedauerte die Ablehnung durch seine griechischen Landsleute und verlangte ein Ende der internationalen Isolierung seines Landes. Alles andere „ist nicht fair“, sagte er.

Der zyperngriechische Präsident Tassos Papadopoulos, der die Kampagne gegen den UN-Plan angeführt hatte, wiederholte gestern seine Einwände. Die türkische Seite sei in den Verhandlungen einseitig bevorzugt worden, sagte er. Zudem stritt er jegliche Einflussnahme auf die Medien im Vorfeld der Volksabstimmung ab. Das zyperngriechische Staatsfernsehen hatte ein vereinbartes Interview mit EU-Kommissar Verheugen abgesagt. Nicht die Regierung, sondern ausschließlich das Ausland habe Einfluss auf die Wähler zu nehmen versucht, sagte Papadopoulos gestern.

Die EU will dem Vernehmen nach vermeiden, dass die türkischen Zyprioten für die Ablehnung durch ihre griechischen Landsleute auch noch bestraft werden. Der kleine Grenz- und Warenverkehr über die Grenze zu Zypern soll ohne Einschränkung erfolgen können, wollen die EU-Außenminister heute in Luxemburg beschließen. Zudem wird damit gerechnet, dass Brüssel in den nächsten Wochen mehr als 250 Millionen Euro Wirtschaftshilfe für Nordzypern freigibt. KLAUS HILLENBRAND

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