sarah bsc
: Fußball ist ein ruhiger Fluss

Trotz der von allen Seiten beschworenen Wirtschaftskrise können Herthafans ganz beruhigt in das neue Jahr starten. Klar, auch der Fußballverein leidet unter der allgemeinen Finanzschwäche, Hoeneß ist vorsichtiger mit dem Geldausgeben geworden, man bietet den Spielern nicht mehr ganz so hohe Jahresverdienste an, und Arne Friedrich verzichtet sogar auf eine halbe Million Euro pro Jahr, aber insgesamt ist das doch Leiden auf hohem Niveau.

Es könnte nämlich alles viel schlimmer sein. Zum Beispiel so: Hertha hätte das gesamtes Vereinskapital auch in VW-Aktien anlegen können, in der gierigen Hoffnung auf eine Riesenrendite, und wäre nun so pleite wie Merckle. Was wären das für Schlagzeilen: „Berliner Fußballclub muss Weihnachten bei der Berliner Tafel feiern.“ – „Trauriger Herthino schnorrend vor Aldi-Supermarkt gesehen.“ – „Hoeneß beim Schwarzfahren erwischt.“ – „Sarrazin fordert Herthaführung zu 1-Euro-Jobs im Olympiastadion auf.“ – „Spielerfrauen bei KIK-Einkaufsbummel fotografiert – Können sie sich das noch leisten?“

DAS wären schlechte Nachrichten! Mit der Realität haben die aber gar nichts zu tun. Der Verein hat zwar Schulden, aber die sind – so weit ich weiß – ziemlich überschaubar und somit kein Grund zur Aufregung. Bei Hertha läuft’s rund, die Spieler bereiten sich auf das Trainingslager in Marbella vor, packen also ihre Sonnencreme und die schickste Kleidung ein, der olle Zottelbär Herthino lässt derweil seine Mottenlöcher stopfen, genießt die Kälte, geht hin und wieder auf einen Plausch bei Knut vorbei und wartet auf seinen nächsten Einsatz. Die Spielerfrauen kaufen, wo sie immer kaufen, hier und da und dort und von allem viel.

Das alles ist natürlich viel langweiliger als Katastrophenmeldungen, aber ich finde es schön und nach dem ganzen Weihnachts-Silvester-Tamtam sehr entspannend. Diese Gelassenheit, die von Hertha ausgeht, ist fast wie ein Wellnessurlaub auf einem Kreuzfahrtschiff. Manchmal ist eben auch Fußball nur ein langer, ruhiger Fluss.

SARAH SCHMIDT