ausstellung
: Mit Helferzellen im Dialog

Eigentlich war er Schauspieler: einer, der als Clown verkleidet vor Restaurantfenstern Späße machte und via Handpuppe auf dem Kölner Christopher Street Day Kondome verteilte. Aber er war auch Autor: Ende der Neunziger schrieb er eine Tragikomödie zum Thema Aids.

Und noch etwas war er: Maler. Seine Bilder spiegeln achtzehn Jahre HIV-Infektion wider und verarbeiten sie auf unterschiedliche Weise. Am 15. Januar 2004 starb Peter Schenkelberg, er wurde 50 Jahre alt. Um an den Kölner Künstler zu erinnern, zeigt die Galerie ARTicle am Rathenauplatz eine Auswahl seiner Gemälde. Betreut wird die Ausstellung von Freunden des Verstorbenen.

Schenkelberg gehörte nicht zur hiesigen Kunstszene, malte nicht für den Markt, sondern für sich selbst. Für ihn waren seine Bilder Reflexion und Therapie zugleich. In ihnen setzte er sich mit seinem Leben auseinander, mit der Infektion, später mit der Krankheit. Streng abstrakt gemalt, erschließen sich diese sehr persönlichen Arbeiten auf den ersten Blick nur schwer, man muss sich einlassen.

„Virenbild“ heißt ein besonders buntes Gemälde: luftblasenartige Formen dicht an dicht, die in ihrer poppigen Vielfarbigkeit an Kinderzeichnungen erinnern oder an Paul Klee. Schenkelberg hat das Thema mehrfach variiert, in einem Bild ordnen sich die Bläschen zu einem Luftballon. Hier versucht sich jemand mit seinen Viren anzufreunden, ihnen den Schrecken zu nehmen, sie vielleicht etwas zu verharmlosen. Den Helferzellen geht es ähnlich: Auch mit ihnen tritt der Künstler in Dialog, dokumentiert sie in knalligen Farben und abstrakten Chiffren.

Doch nicht immer lässt sich das Positiven-Schicksal von der positiven Seite sehen. Neben den bunten Bildern hängen solche in Grau – einfache Flächen, über ausgeschnittene Todesanzeigen aufgetragen. Oder solche, die „Schmerz“ heißen, gemalt in stechendem Rot. Die meisten Werke haben jedoch keinen so klar definierten Inhalt, oft nicht mal einen Titel. Trotzdem sind sie bildliche Aussagen über Aids – ein Thema, zu dem Gesellschaft und viele Medien in letzter Zeit zunehmend die Aussage verweigern. HOLGER MÖHLMANN

Peter Schenkelberg – Kunst „positiv“. Galerie ARTicle, Lochnerstr. 7, Tel. 0221/240 48 43, nur 29./30.4., 15-19 Uhr