Geschichte nicht kleinzukriegen

Weil es zu teuer ist, ihn abzureißen, soll der ehemalige U-Boot-Bunker in Finkenwerder zeitgemäß präsentiert werden. Ergebnisse von Ideenwettbewerb im Architektur-Centrum. Kunstwerk versus Mahnmal mit Erlebnischarakter

von GERNOT KNÖDLER

Die Verlängerung der Airbus-Werkspiste in die Elbe hinein hat ein Stück Zeitgeschichte ans Licht gebracht: Die Reste des größten deutschen U-Boot-Bunkers „Fink zwei“ aus dem Zweiten Weltkrieg, die Anfang der 60er Jahre unter einem Aussichtshügel am Rüschkanal verschwunden waren. Weil die 130.000 Kubikmeter Betonmasse weder durch Bomben noch durch Sprengungen substanziell zu reduzieren waren, hat sich die städtische Realisierungsgesellschaft für die Airbus-Werkserweiterung, Area380, entschieden, die Existenz des Bunkers hinzunehmen. Damit dieser „auf Dauer zwar sichtbar aber nicht unkommentiert“ bleibe, startete Area380 einen Ideenwettbewerb, dessen Ergebnisse bis zum 9. Mai im Architektur-Centrum und vom 17. Mai bis 4. Juni im Ortsamt Finkenwerder zu sehen sind.

Der 140 mal 150 Meter große Bunker bot in fünf Kammern Platz, um von der benachbarten Deutschen Werft fertig gestellte U-Boote zu parken. Die Werft zwang im Zweiten Weltkrieg Kriegsgefangene und Häftlinge des KZ Neuengamme zur Arbeit. Im Frühjahr 1945 wurde bei einem Bombenangriff die bis zu 3,60 Meter dicke Decke des Bunkers durchschlagen. 58 Menschen kamen dabei um. Noch immer liegen die Wracks zweier Boote in einer Kammer.

Der kräftigste Entwurf ist an der Vorsicht der Jury im Umgang mit einem derart geschichtsbeladenen Ort gescheitert. Die Ideen sollten „die historischen Bezüge des Bunkers objektivieren, um von vornherein ideologische Aufladungen zu vermeiden“, hatte sich das Gremium unter Vorsitz der Landschaftsarchitektin Christiane Sörensen gewünscht.

Das Büro Renner / Hainke / Wirth schlug vor, eine große, geknickte Stahlbox zwischen zwei Bunkerwände zu setzen – ein Bild zwischen getroffenem Bunker und versenktem Schiff. In die befahrbare Box würden die Gezeiten schwappen. Rotes Licht im Tunnel symbolisiere die Hoffnung und mache das Mahnmal nachts vom Blankeneser Elbufer aus sichtbar. Die Bunkerreste würden aus schwarzer Schlacke herauswachsen.

Die Jury verwies die Idee auf einen der medaillenlosen Plätze und vergab den ersten Preis an eine abstrakte und zurückhaltende Arbeit der Hamburger Architektinnen Bremer und Seyfarth-Kirsch, des Kunshistorikers Ludwig Seyfarth und der Landschaftsarchitektin Jutta Wippermann. Diese wollen passgenau Wasserbecken auf die freigelegten Bunkerwände setzen. Sie wären vom Wasser umflossen und spiegelnd davon bedeckt. Der ehemalige Bunker, ohnehin nicht begehbar, würde zum subtilen Kunstwerk, das je nach Blickwinkel mehr oder weniger sichtbar ist, sich – militärisch gesprochen – tarnt. Für die Realisierung des Entwurfs sucht Area380 Sponsoren.