Armutsbekämpfung bleibt teuer

IWF und Weltbank warnen vor Verfehlen der „Millenniumsziele“ und fordern mehr Geld

BERLIN taz ■ Die meisten Entwicklungsländer werden die Millenniumsziele bis 2015 nicht erreichen. Das geht aus der Abschlusserklärung des Entwicklungsausschusses von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank zum Ende der Frühjahrstagung am Sonntagabend in Washington hervor.

Die Ziele, zu denen die Halbierung extremer Armut, das Erreichen universeller Grundschulbildung und der Kampf gegen HIV/Aids gehören, wurden im September 2000 von 189 Ländern angenommen. Wie sehr es an ihrer Umsetzung hapert, zeigt der erste „Global Monitoring Report“, der am Sonntag dem Entwicklungsausschuss vorgelegt wurde. Zwar würde die Halbierung der Einkommensarmut auf globaler Ebene wahrscheinlich erreicht werden, doch dürfte Afrika noch weiter zurückbleiben. Besonders schwerwiegend sei das Scheitern bei den Gesundheits- und Umweltzielen wie der Kinder- und Müttersterblichkeit oder dem Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Eine neue Initiative soll nun erst einmal allen Kindern der Welt ermöglichen, die Grundschule zu besuchen. Noch immer gehen rund 100 Millionen Kinder weltweit nicht zur Schule. Eine Dringlichkeitsaktion der Weltbank soll die 40 armen Länder mit den besten Bildungsprogrammen unterstützen. Bisher stehen laut Weltbank 1,4 Milliarden Dollar zur Verfügung, nötig sind zusätzlich 5,6 Milliarden Dollar im Jahr.

Der Entwicklungsausschuss forderte die reichen Länder dazu auf, die Entwicklungshilfe aufzustocken und 0,7 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts zu geben. Weltbank-Präsident James Wolfensohn lobte mit Dänemark, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen und Schweden die fünf Länder, die als einzige dieses Ziel erreichen.

Eine Initiative zur Entschuldung der ärmsten Länder, die dieses Jahr auslaufen sollte, wird laut Wolfensohn möglicherweise verlängert. Bisher enttäuschen die Ergebnisse: Nur 13 von 38 möglichen Ländern haben den Entschuldungsprozess abgeschlossen. Der Entwicklungsausschuss forderte Weltbank und IWF auf, den Zugang der anderen Länder zur Entschuldung zu verbessern. NIKOLAI FICHTNER