Brücke überm Amazonas

Bau der Wakenitzbrücke im Zuge der Ostseeautobahn A20 südlich von Lübeck hat begonnen. Weiterbau um Hamburg herum und über die Elbe noch immer unklar

Mit rund dreieinhalb Monaten Verzögerung hat gestern der Bau der umstrittenen Wakenitzbrücke im Verlauf der Ostseeautobahn A 20 begonnen. Schleswig- Holsteins Verkehrsminister Bernd Rohwer (SPD) hofft dennoch auf eine Verkehrsfreigabe im Herbst 2004. Die Brücke gehört zu dem rund 25,5 Kilometer langen Teilstück, dass die Lücke in der A 20 zwischen den Anschlussstellen Lübeck-Genin und Schönberg in Mecklenburg-Vorpommern schließen soll.

Die knapp 300 Meter lange Wakenitzbrücke ist eines der umstrittensten Bauwerke der A 20. Mehrfach haten Naturschutzverbände versucht, die Brücke durch Einsprüche im Planfeststellungsverfahren und zuletzt durch eine Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht zu verhindern. Diese Klage war im Januar 2002 abgewiesen worden.

Die Wakenitz im Süden Lübecks war bis 1989 Grenzfluss zur DDR. Wegen dieser Lage hat sich dort eine ungewöhnlich artenreiche Flora und Fauna entwickelt, weshalb Naturschützer dieses Gebiet auch als „Amazonas des Nordens“ bezeichnen. Zu dessen Schutz hatten sie eine Untertunnelung gefordert. Aus Kostengründen hatten Bundes- und Landesregierung eine Brücke bevorzugt.

Der Bauabschnitt zwischen Lübeck und Schönberg wird rund 161 Millionen Euro kosten. Die Brücke selbst wird mit etwa 14 Millionen Euro veranschlagt.

Die insgesamt 323 Kilometer lange Autobahn von Lübeck bis zur polnischen Grenze soll im Jahr 2005 komplett befahrbar sein. Bisher sind bereits zwei Drittel der Strecke für den Verkehr freigegeben. Derzeit wird ihr Weiterbau nach Westen bis nach Bad Segeberg geplant. Die angestrebte Vollendung durch einen Autobahnring nordwestlich um Hamburg herum mit einer Elbquerung bei Glückstadt und Weiterführung nach Niedersachsen ist noch vollkommen offen. sven-michael veit