British Petrol verkauft sich frei

Der Mineralölkonzern BP will rund die Hälfte seiner wenig profitablen Chemie-Aktivitäten an die Börse bringen

BOCHUM ■ Der britische Mineralölkonzern BP entlässt 2.300 deutsche Mitarbeiter in die Selbstständigkeit. Die betroffenen Werke sind die Produktionsstätten Marl und Köln-Worringen. Die Unternehmenssparte Olefine und Derivate (O&D) soll durch einen Börsengang ein eigenständiges Unternehmen werden. Eines der bekanntesten Olefine ist beispielsweise Teflon.

Die Sparte habe sich nach einer Überprüfung des Portfolios des Unternehmens nicht profitabel genug gezeigt, meldete das Unternehmen gestern. Vielmehr seien „die enttäuschenden Ergebnisse der vergangenen Jahre“ der Grund, dass das Unternehmen zukünftig über mehrere Jahre an die Börse gebracht werde. Das Unternehmen BP will sich zukünftig auf die Chemiesparte der Aromate und deren Derivate, wie beispielsweise Essigsäure, konzentrieren.

Spannend an dem Verkauf der Sparte ist, dass von der Ausrichtung auch die Ruhr Oel zu diesem Firmenkomplex gehören müsste. Diese ist ein Joint-Venture zwischen BP und der staatlichen venezolanischen Ölgesellschaft PdVSA. Beiden gehört je 50 Prozent des Unternehmens. Die Verhandlungen über den Börsengang könnten sich noch etwas hinziehen, gibt deshalb Ulrich Winkler, Sprecher der BP Deutschland, zu. „Sie wissen ja, wie dort die politischen Verhältnisse sind.“ Obwohl Staatspräsident Hugo Chavez angekündigt hatte, die Ruhr Oel privatisieren zu wollen. „Er hat selber gesagt, er will da raus.“ Allerdings habe er auch schon mal gesagt „er will an die Russen verkaufen“, passiert sei jedoch erstmal nichts.

Für die Arbeiter an den Standorten Marl und Köln gebe es jedenfalls keinen Grund zur Sorge um ihren Arbeitsplatz, sagt Ulrich Winkler. Daher sei die Pressemitteilung in Deutsch auch ein wenig anders, als die internationale in englischer Sprache. Die deutsche Fassung hat einen Beruhigungspassus, der in der internationalen Version fehlt: „Gerade die deutschen Standorte sind innerhalb des O&D-Geschäftes der BP glänzend positioniert und werden einen wesentlichen Teil zur Leistungsfähigkeit der neuen Gesellschaft beitragen“, steht dort.

„Die Mitarbeiter sind von der Zukunftsperspektive des Unternehmens angetan“, sagt Winkler. Was mit den Einnahmen aus dem Börsengang geschehe, weiß der BP-Mann noch nicht. Schließlich werde der Börsengang frühestens Mitte des nächsten Jahres beginnen. Es sei aber vorstellbar, dass das Unternehmen zur Wertsteigerung eigene Aktien zurückkaufe. ELMAR KOK