Kunst im Hochbunker

Parallel zu den Ruhrfestspielen findet in Recklinghausen die große Kunstausstellung von Günter Forg statt

Recklinghausen taz ■ Alle Jahre wieder findet die Kunstausstellung zu den Ruhrfestspielen in der Recklinghäuser Kunsthalle statt. Immer sind es renommierte Namen, die Museumschef Ferdinand Ullrich mit Extra-Etat präsentieren kann. Nach Henry Moore, Marino Marini und Barry Flanagan ist es in diesem Jahr der deutsche Hochschulprofessor Günter Förg (52).

Der Künstler, der im schweizerischen Colombier bei Neuchâtel lebt und in München lehrt, ist ein Grenzüberschreiter. Die Schau der Kunsthalle Recklinghausen präsentiert ab Sonntag über 120 Gemälde, Fotografien und Skulpturen, mit denen Förg als einer der vielseitigsten deutschen Gegenwartskünstler das „Nebeneinander ähnlicher Prinzipien“ in den Kunstgattungen zeigen will. Dabei geht der Künstler immer direkt auf den, die Ausstellung umgebenden, Raum ein. Die eigens für die Kunsthalle geschaffenen großformatigen Malereien der Schau „Make It New“ spiegeln indirekt die dicken, glatten Wände des früheren Hochbunkers von Recklinghausen ein. Ihre kriegslüsterne Geschichte soll durch die künstlerischen Interventionen gebrochen werden. So zeigt ein Wand füllendes Querformat von zwölf Metern Breite, abstrahiert in schwarz-grünen, breiten Pinselstrichen, die gegenüberliegenden, schmalen Bunkerfenster und ein riesiger Foto-Fries mit bewusst unscharfen Motiven der Bauhaus-Architektur in Prag spiegelt absichtlich störend die Neonröhren der Saaldecke. Förg fragt nach der Wirksamkeit von Utopien der Moderne.

Seine Kunst demonstriert eine hohe Risikobereitschaft gegenüber den Vorgaben der künstlerischen Gattungen. Jede Ausstellung zeigt immer wieder neu und anders, wie überraschend er mit den künstlerischen Disziplinen umgeht und wie spielerisch und frei er sie kombiniert. Nahezu alle in der Kunsthalle gezeigten Arbeiten gehören zu neueren Serien, von denen einige speziell für die Ausstellung entstehen. Über drei Etagen bietet Förg einen weiten Blick auf die Wechselwirkungen der Disziplinen Malerei, Skulptur und Fotografie, ihr Zusammenspiel und ihre Widersprüche. PEL

KUNSTHALLE RECKLINGHAUSEN2. Mai bis 18.Juli 2004