Wundersame Kindervermehrung in Unna

In Unnas Krankenhäusern ist eine Diskussion über die richtige Zählweise von Neugeborenen im Gange. Dem katholischen Katharinen-Krankenhaus wird vorgeworfen, die Geburtenzahlen nach oben manipuliert zu haben

UNNA taz ■ In Unna wird eine makabre Diskussion um tote Babys geführt. Dem katholischen Katharinenhospital wird in der lokalen Presse vorgeworfen, die Geburtenzahlen in seiner Frauenklinik nach oben manipuliert zu haben, um diese im Falle einer Fusion mit dem örtlichen evangelischen Krankenhaus erhalten zu können. Angeblich soll die Klinik Fehlgeburten, das heißt tote Kinder mit einem Gewicht unter 500 Gramm, als Totgeburten gemeldet und so die Statistik geschönt haben. Insgesamt haben die beiden Unnaer Krankenhäuser im vergangenen Jahr 41 Neugeborene mehr angegeben, als beim örtlichen Standesamt gemeldet worden sind.

Das Katharinenhospital weist die Anschuldigungen zurück: „Die Diskussion ist unverständlich und pietätlos“, sagt Winfried Averhage, kaufmännischer Direktor der Klinik. „Für uns sind auch Babys unter 500 Gramm Menschen.“ Der Vorwurf der Manipulation sei unsinnig und aus der Luft gegriffen. Averhage rechnet vor: „Stellen sie sich vor, ein Kind wird am 31.12. um 23 Uhr geboren. Das kommt dann natürlich nicht mehr in die Statistik.“ Eine Differenz zwischen den Zahlen der Klinik und des Standesamtes sei von daher völlig normal. Zudem sei die Frauenklinik des Katharinenhospitals hervorragend ausgelastet und nicht von einer Schließung bedroht: „Die Sinnhaftigkeit einer Abteilung wird von der Landesregierung erst in Frage gestellt, wenn sie weniger als 30 Betten hat. Wir haben 42“, sagt Averhage.

Eine Schließung droht wenn überhaupt der kleineren Geburtsabteilung des evangelischen Krankenhauses. Kurzfristig wird jedoch auch diese erhalten bleiben: „Es gibt überhaupt keine Beschlüsse bezüglich einer Schließung“, sagt Kliniksprecherin Charlotte Kunert. Beschließen müssten eine Fusion die Krankenhausträger und schließlich die Landesregierung. Bei der Bezirksregierung Arnsberg erwartet man allerdings ebenfalls keine schnelle Entscheidung. Zunächst muss man das neue regionale Planungskonzept für Krankenhäuser abwarten, teilt ein Sprecher mit.

Seitens der Stadtverwaltung Unnas möchte man den Geburtenstreit ebenfalls nicht kommentieren. „Wir sehen wegen der Zahlendifferenz keinen Handlungsbedarf“, sagt Pressesprecher Uwe Hasche. Nur eins stehe fest: Die Zahlen des Standesamtes seien korrekt. Bleibt also nur abzuwarten, ob die nicht gemeldeten Babys nicht doch noch irgendwo auftauchen.

KLAUS JANSEN