Nur keine Jointkonzerne!

Seit zehn Jahren ist der Besitz von kleineren Mengen Haschisch erlaubt. Legaler muss es aber nicht werden

„Ich war verurteilt zum Deutschen. Wenn man von einem unerträglichen Druck loskommen will, so hat man Haschisch nötig.“ (Friedrich Nietzsche)

„Du gehst kaputt – und der Dealer macht Kasse!“, so lautete die erste Antidrogenkampagne der Bundesregierung 1974. Zwanzig Jahre später, am 28. April 1994, kehrte sich dieser Gedanke jedoch mit dem so genannten „Haschisch-Urteil“ des Bundesverfassungsgerichts komplett um: Da Cannabis als nicht besonders süchtig machend eingeschätzt wurde, gab man den Besitz kleinerer Mengen für den Endverbraucher quasi frei. Gleichzeitig wurde das Dealen aber immer gefährlicher!

„Du lachst dich kaputt, aber dein Haschischhändler wandert in den Knast!“ – so müsste es heute also heißen. Tatsächlich hat die Bundesgesundheitsministerin gerade verlauten lassen, dass der Genuss von Haschisch und Alkopops unter den Jugendlichen stark angestiegen sei. Man ist sich jedoch uneinig, was man dagegen tun kann: den Konsum durch hohe Besteuerung zu drosseln funktioniert nur bei legalen Drogen – und Cannabis zu legalisieren erscheint noch zu gewagt. Auch für die Kiffer wäre es kein Fortschritt, wenn etwa „Reemtsma“ fortan Joints verkaufte: Erstens würden dadurch zigtausende Dealer arbeitslos. Zweitens würde deren Risikomarge sich in Form einer Genusssteuer sicher verdoppeln.

Dennoch mehren sich die Stimmen, die diese „weiche Droge“ freigeben wollen. Nicht zuletzt deshalb, weil die Diskussion der letzten Jahre sich immer weiter von der Realität entfernt hat. Gemeint ist die zunehmend armseligere Rechtfertigung der staatlichen Repression. Diese würde jedoch für die vielen kleinen Cannabis-Anbauer auch im Falle einer Legalisierung fortdauern, denn es wäre ja nach wie vor eine gegen die Jointkonzerne gerichtete Schwarzarbeit.

Für mich, der ich das Zeug zum Arbeiten brauche und nicht zum Wegdröhnen, ist die Sache sowieso klar: Zwar hat der Gedanke, dass alle durchs Kiffen gekommenen Ideen primär der Illegalität geschuldet sind, etwas schwer Erträgliches, sollte aber der fortgesetzten Sozialkritik zuliebe ausgehalten werden. Wie ja auch viele Existenzgründungen und Sinnfindungen sich bloß der Kapitalferne – infolge andauernder Staatsverfolgung – verdanken.

HELMUT HÖGE