Hübsch, aber nur halb witzig

betr.: „Das Alter ist im Kommen“, Das Schlagloch von Viola Roggenkamp, taz vom 21. 4. 04

Formal geht es an Stammtischen auch nicht viel anders zu als in Frau Roggenkamps Text; bei den Stammtischbrüdern hat man ja auch immer so ein nagendes Gefühl von: Verdammt, was erzählen die da eigentlich – aber dagegen argumentieren ist zwecklos. Nur inhaltlich bedient Frau Roggenkamp natürlich nicht die Macho-Kneipenrunde mit Kalbshormonen im Hintern, sondern in erster Linie die bildungsbürgerliche Altfeministin, die – Klischees kann ich auch – sich immer noch nicht damit abfinden mag, dass Männer auch Menschen bzw. Frauen nicht grundsätzlich die besseren Menschen sind.

Hübsch, aber nur halb witzig, wie Frau Roggenkamp ihren eigenen feministischen Einfluss beurteilt: „Ohne mich säßen die jungen Dinger weder hinterm Steuerrad ihres Autos noch in irgendeiner Position, sondern unter seinem Klingelknopf, in seiner Einbauküche, unter seiner Stehlampe.“ Undankbare Frauen aber auch, die es durchaus sehr gut können mit den Kerlen, dies aber nicht ausschließlich als Verdienst der Frauenbewegung betrachten. Wenn sie da mal nicht eines Tages Frau Roggenkamps „eisernen Krückstock“ zu spüren bekommen, über dessen Einsatz im Alltag die Autorin ja ausführlich spekuliert. Hat die junge Frau, die „gefälligst“ draußen vor der Bank-Tür warten musste, während Frau Roggenkamp zum Geldautomaten ging, ja noch mal Glück gehabt, dass sie das Teil nicht gleich vor die Knie bekam. ALMUT STECKEL, Emmelshausen