Kreis leistet sich Schilda

Der Kreis Recklinghausen stellt neue Schilder auf. Ursprünglich sollte auch ein Privatradio darauf werben. Nun gibt es Kritik an den Grenztafeln

Der KVR bedauert, dass nicht auch auf die Gebietsgrenzen der sechs Kammerbezirke hingewiesen wird

VON CHRISTOPH SCHURIAN

„Es macht Sinn, Guten Tag zu sagen!“, sagt Manfred Stabenau. Dennoch ist der SPD-Fraktionsvorsitzende im Kreistag Recklinghausen „überrascht“. Seit dieser Woche stellt der Kreis an seinen Grenzen 59 Schilder auf. Ankommende werden mit Wappen und Namenszug dreisprachig willkommen geheißen. Bereits vor drei Jahren hatte der Kreistag den „Wappenschilderplan“ einstimmig beschlossen, erinnert sich Stabenau. Auf den Tafeln sollte auch die Frequenz der Privatstation Funk im Vest (FIV) stehen. Schüler des Berufskollegs hätten Entwürfe erarbeitet. Doch die Sache sei auf Eis gelegt worden.

Die Bewerbung für das Privatradio außerhalb der Wohnbebauung wurde vom Straßenbauamt nicht zugelassen: „Seitdem habe ich nichts mehr davon gehört“, sagt Stabenau, zugleich Vorsitzender der Betreibergemeinschaft des Radio FIV. Die Tafeln seien aber keine „Abgrenzung“ gegenüber anderen Ruhr-Körperschaften. Man mache Werbung und trage dem „Wahrnehmungsproblem“ des Kreises Rechnung: Viele der 655.000 Bewohner von Gladbeck bis Castrop-Rauxel wüssten gar nicht, dass sie Mitglied des Kreises Recklinghausen sind.

Meint auch der Oberbügermeister von Castrop-Rauxel: „Das Bewusstsein für den Kreis ist wenig vorhanden“, sagt Nils Kruse (CDU). Seine Stadt wurde erst 1975 in den Kreis eingegliedert. Die Menschen in Castrop-Rauxel hätten mehr mit Dortmund zu tun, umgekehrt würde auch der Kreis in seinen Publikationen Castrop-Rauxel oft vernachlässigen. Die neuen Schilder – das erste steht zwischen Herne und Castrop-Rauxel – respektiert Kruse als „nette Geste“. Die Zukunft trage andere Züge: „Ich sehe das Ruhrgebiet als Einheit“.

Der Kommunalverband Ruhrgebiet amüsiert sich über die neuen Kreisschilder. Sprecher Frank Levermann fordert noch mehr Schilder fürs Ruhrgebiet, das würde auch der Konjunktur gehörigen Auftrieb verschaffen: Er vermisse schon lange, dass die sechs IHK-Bezirke im Ruhrgebiet nicht mit Tafeln ausgewiesen werden. Auch die Grenzen der beiden Landschaftsverbände sollten endlich sichtbar werden und natürlich die der drei Regierungsbezirke Arnsberg, Düsseldorf und Münster.

Recklinghausens Kreissprecher Ulrich Kupke-Bahl mag die Ironie nicht teilen: „Der Kreis Recklinghausen ist die größte Gebietskörperschaft im Ruhrgebiet, das wollen wir optisch darstellen.“ Die 4.370 Euro für die Schilder seien gut angelegt. Es gehe um Public-Marketing: „Wir müssen uns positionieren, wir haben viele Konsumenten, uns fehlen aber Arbeitsplätze“. Marketingmaßnahmen wie die Kreiswappenschilder seien dabei wichtig, wenn auch ein „Tropfen auf den heißen Stein“.

Ganz versöhnt mit Kreis und Schildern ist Gladbeck. Stadtsprecher Peter Breßer-Barnebeck ist voller Dankbarkeit gegenüber dem Kreis Recklinghausen, der habe in den 1970ern dafür gesorgt, dass Gladbeck nicht an die Stadt Bottrop gefallen sei. Und: „Durch das Schild wird doch nichts Neues erfunden“ – nur auf Bestehendes hingewiesen. Die Zugehörigkeit Gladbecks zum Vest bestehe zudem „schon ewig und drei Tage“, weiß Breßer-Barnebeck. Trotzdem gebe es eine enge Zusammenarbeit mit Bottrop und Gelsenkirchen.

In den nächsten Wochen werden auch in Gladbeck die Kreisschilder aufgestellt – mit einer Einschränkung: „Für Benutzer von kleinen Straßen wie zwischen Gladbeck und Gelsenkirchen-Horst haben die Schilder keinen Informationswert.“