Abschied vom großen Medienzentrum

Nun fehlt Radio Bremen auch der Partner für die Investition ins Medienzentrum. Intendant Glässgen will nun nur für seine Rundfunkanstalt an der Schlachte bauen – die Problem-Immobilien an der Faulenstraße blieben so an der Stadt hängen

Bremen taz ■ Hinter den Kulissen wird in diesen Tagen heftig um die Frage gerungen, wann Radio Bremen mit welchem Geld wohin umziehen soll. Denn so, wie es der Senat zuletzt im März 2003 beschlossen hatte, geht es nicht. Neuste Hiobsbotschaft: Radio Bremen hat keinen Ko-Investor gefunden, der bereit wäre, 60 Prozent der Kosten und das Vermieterrisiko eines „Medienforums“ an der Weser zu übernehmen. „Im April werden Radio Bremen und die Bremer Investitionsgesellschaft (BIG) den konkreten Investor aussuchen“, hatte der Senat noch in seinem Sachstandsbericht vom 16.3.2004 mitgeteilt. In der vergangenen Woche musste Radio Bremen mitteilen: den konkreten Investor gibt es nicht.

Dabei war der Umzug bisher schon hinreichend mit Problemen belastet, die Entscheidung wird seit Monaten immer wieder verschoben und neu vertagt. Denn die 64,5 Millionen Euro „Strukturhilfe“ der anderen ARD-Anstalten, mit denen Radio Bremen seinen Anteil an der Investition weitgehend finanzieren will, stehen unter dem Vorbehalt der Gebührenerhöhung. Schon hat die Senatskanzlei Überlegungen angestellt, was passieren soll, wenn das Geld nicht zu dem erforderlichen Termin vorhanden ist: Die anderen ARD-Anstalten seien „gefordert“, heißt es in dem Senatsbericht, die Summe der „Strukturhilfe“ durch einen entsprechenden Kredit vorzufinanzieren. Ob die anderen ARD-Anstalten dazu bereit wären, steht in den Sternen.

Der restliche Anteil der Investition sollte über den Verkauf der derzeitigen Radio-Bremen-Funkhäuser in Schwachhausen und am Weserpark finanziert werden. Für den Hörfunk-Komplex sind die eingeplanten 10,2 Millionen Euro zu erzielen, wenn „auf den Denkmalschutz des Sendesaals verzichtet“ wird, heißt es in dem Senatspapier. Die 12,5 Millionen Euro für das Fernseh-Gebäude wiederum wären nur zu erzielen, wenn dort ein Einkaufszentrum mit Warenhaus erlaubt würde. Das will die Stadt aber nicht – das neue Einkaufszentrum würde zwangsläufig die bestehenden Zentren „kannibalisieren“, haben Gutachter dargestellt. Für eine städtebaulich verträgliche Nutzung des Geländes als Büro-Standort „steht jedoch derzeit kein Investor zur Verfügung“. Klar ist also: Radio Bremen wird nicht die erwarteten 12,5 Millionen Euro am Grundstücksverkauf verdienen. Notfalls, so heißt es in dem Senatsbeschluss vom 16. März, müsse Bremen das Gelände an der Hans-Bredow-Straße im Jahre 2006 erwerben und damit dem Sender das Verkaufsrisiko abnehmen.

Probleme gab es also bereits hinreichend, als Radio Bremen noch hoffte, einen Ko-Investor zu finden. Was nun? Die Zeit drängt. Schon am 22. März sollte eigentlich der Rundfunkrat als höchstes Gremium von Radio Bremen die Umzugsplanung förmlich beschließen, damit im Jahre 2006 der Sender an einem Standort konzentriert werden kann. Dann muss Radio Bremen nämlich mit 25 Millionen Euro weniger an Ausgleichszahlungen der anderen ARD-Anstalten auskommen, und bis dahin muss der Neubau inklusive Sende-Technik fertig sein.

Intendant Heinz Glässgen hat in der vergangenen Woche den Vertretern der Politik seine Vorstellungen präsentiert, wie eine kleine Lösung des Problems aussehen könnte: Radio Bremen baut für sich allein auf dem attraktivsten Grundstück, dem mit Weserblick an der Schlachte (Parkhaus Diepenau). Das alte Kaufhaus Saturn-Hansa wird nicht abgerissen, Radio Bremen würde einen kleineren Teil der Räume anmieten – ansonsten wäre das Gebäude, das mit staatlichem Geld aufgekauft wurde, das Problem des Senats. Genauso das Bamberger-Haus an der Faulenstraße – Radio Bremen will damit eigentlich nichts zu tun haben.

In Senatskreisen herrscht noch Skepsis über diese neue Variante der Radio-Bremen-Pläne. Eigentlich hatte der Senat sich engagiert, um das Faulenquartier mit der Ansiedlung eines Medienzentrums städtebaulich aufzuwerten. Das attraktive Grundstück an der Weser wäre auch ohne Radio Bremen gut zu vermarkten. „Wenn Radio Bremen nur an der Weser bauen würde, wäre das schwer zu vermitteln“, beschreibt der zuständige Abteilungsleiter im Rathaus, Heiner Heseler, die Lage. Andererseits ist Radio Bremen nicht eine nachgeordnete staatliche Behörde, über deren Schicksal Bausenator und Senatskanzlei zu verhandeln und zu entscheiden haben, sondern eine eigenständige, staatsferne Rundfunkanstalt. Eigentlich.Klaus Wolschner