… die Sternsinger?: Scheinheiligkeit fördern!
Über die religiösen Vorlieben der protestantischen Pfarrerstochter Angela Merkel ist nicht so viel bekannt. Das liegt sicher an der geschickten Anti-PR, die die Bundeskanzlerin pflegt. Wenn es um ihre Person geht, wird gewiefte Langeweile verbreitet. Ihre Lieblingsfarbe, ihre Lieblingsspeise, ihr Lieblingsautomarke sind nicht bekannt. Auch ob sie wirklich religiös ist oder gerne Mutter geworden wäre – wir wissen es nicht. Und ehrlich gesagt, wen interessiert’s? Merkel schafft es, nie als Projektionsfläche für Klatsch herzuhalten. Dahinter steckt großes taktisches Können, denn die Bundeskanzlerin weiß, wie schnell sich die Pitbull-Presse verbeißt, sobald sie nur einen winzigen Zipfel Privatheit zu fassen kriegt.
Nun aber bekam die Bundeskanzlerin Besuch. Gestern empfing sie die Sternsinger. Vier Kinder aus einer katholischen Pfarrgemeinde in der Ostprignitz schrieben über einen Türbogen „C+M+B 2009“. C+M+B stehen übrigens nicht für Caspar, Melchior und Balthasar. Vielmehr für: Christus mansionem benedicat – Christus segne das Haus.
Die jungen Katholiken haben ihren Besuch bei Merkel im Sternsinger-Wettbewerb gewonnen. Immer schön ausgewogen, empfängt die Protestantin Merkel sie halt. Konvertierungswünsche sind unwahrscheinlich. Aber ein bisschen C in CDU pflegt sie so gleich mit.
Die Sternsingerei im vorwiegend scheinheiligen Berlin geht aber noch weiter. Wowereit und Momper werden die Sänger heute im Rathaus und im Abgeordnetenhaus begrüßen. Warum eigentlich? WS FOTO: AP
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