Lob der Basis

Hanse-SPD stellt als erster Landesverband Buch verfolgter SozialdemokratInnen unter dem NS-Regime vor

Emigration, Resignation, Widerstand, Verfolgung – die Geschichte der Hamburger SozialdemokratInnen unterm Nationalsozialismus kennt alle diese Facetten. Die SPD der Hansestadt hat sich der Aufarbeitung dieser Vergangenheit jetzt selbst angenommen. Der Arbeitskreis Geschichte der Partei hat auf 472 Seiten Schicksale Hamburger SPDlerInnen unter dem NS-Regime zusammengetragen. Gestern wurde das Buch von Landeschef Olaf Scholz und dem früheren Bundesvorsitzenden Hans-Jochen Vogel vorgestellt.

Max Brauer, Paul Nevermann, Herbert Weichmann – die großen Hamburger Nachkriegsikonen der Hanse-SPD haben in dem Buch natürlich ihren festen Platz. Aber unter den gut 1500 Kurzbiographien, die der Arbeitskreis gesammelt hat, sind auch viele, deren Namen in Hamburg bis heute weit weniger bekannt sind.

Der Hafenarbeiter Ernst Otto Lang zum Beispiel oder die Hausfrau Katharina Corleis, die Widerstand leisteten und dafür von den Nazis ermordet wurden. Christel Oldenburg, die Vorsitzende des Arbeitskreises, betont: „Gerade die einfachen GenossInnen aus den Wohnbezirken und Distrikten zögerten im Frühjahr 1933 nicht, für ihre Partei aktiv zu werden“ – mehr als die SPD-Führung, die nach der Machtübernahme der Nazis erst zögerlich reagierte und erst nach Reichstagsbrand und Ermächtigungsgesetz zu spät die Tragweite der neuen Zeit erkannte.

Der Hamburger Landesverband ist der bundesweit erste der SPD, der eine Idee Vogels umgesetzt hat, solche so genannten Erinnerungsbücher für verfolgte SozialdemokratInnen zu schaffen. Dazu wurden von den MitarbeiterInnen des Arbeitskreises Archive ebenso durchsucht wie noch lebende ZeitzeugInnen interviewt. PETER AHRENS

Das Buch „Für Freiheit und Demokratie“ ist ab sofort im Buchhandel erhältlich und kostet 39,80 Euro.