Perschau wird Kultursenator

Die Kultur wird an das Wirtschaftsressort angedockt. Neuer Kultur- und Wirtschaftssenator wird der CDU-Politiker Hartmut Perschau. Elisabeth Motschmann bleibt Kulturstaatsrätin

Perschau sagte, den Menschen gehe es um den „Flirt-und-Fun-Faktor“Pierwoß: Ich hoffe, dass er mit der Kultur nicht umgeht, wie mit einem Beipack

Das Kulturessort wird in der kommenden Legislaturperiode dem Ressort für Wirtschaft zugeschlagen. Das teilten die Parteivorsitzenden Detlev Albers (SPD) und Bernd Neumann (CDU) nach den gestrigen Koalitionsverhandlungen mit. Für die Bereiche Kultur und Wirtschaft ist in dem neue Ressort je ein Staatsrat vorgesehen.

Als Kandidat für den Posten des Kultur- und Wirtschaftssenators ist Hartmut Perschau (CDU) vorgesehen: Perschau war in der vergangenen Legislaturperiode Finanzsenator. Das Finanzressort ist nun bei den Koalitionsverhandlungen der SPD zugeschlagen worden. Mit seinem Wechsel vom Finanz- in das Wirtschaftsressort knüpft Perschau an die Jahre 1995 bis 1997 an, in denen er schon einmal Wirtschaftssenator in Bremen war. Im kulturpolitischen Bereich war Perschau bislang kaum tätig. Nach einem Bericht der Frankfurter Rundschau riet Perschau bei der Diskussion über Opernschließungen in Berlin dem Berliner Senat, die Hochkultur nicht zu überschätzen. Es gebe die Neigung, „den Kultur-Faktor“ einer Stadt zu hoch zu bewerten. Statt Hochkultur sei „pulsierended Urbanität“ das, was die meisten Menschen interessiere. Ihnen gehe es um Unterhaltung, Lebensfreude und den „Flirt-und-Fun-Faktor“ einer Metropole.

Den Zuschlag der Kultur an das Wirtschaftsressort begründete Neumann mit dem Hinweis auf die Ausgaben für in Bremen, die zu einem erheblichen Anteil sowieso aus den Kassen des Wirtschaftssenators geleistet würden: Zwei Millionen Euro der Ausgaben kämen auch bisher schon aus dem Wirtschaftsressort, das Kulturressort selbst verfüge über einen Etat von 75 Millionen Euro. Neumann: „Kultur ist einerseits Selbstzweck. Aber Kultur ist auch ein enormer Standortfaktor.“ Von der Kombination Wirtschaft-Kultur seien „hohe Synergieeffekte zugunsten der Kultur“ zu erwarten.

Vorgesehen für den Posten der Kulturstaatsrätin ist Elisabeth Motschmann (CDU), die damit ihr Amt weiterführt. Carmen Emigholz, kulturpolitische Sprecherin der SPD, sagte dazu: „Ich bin gespannt, in welcher Form Professionalität in dem Bereich sichergestellt wird.“

Die Kombination von Kultur-Wirtschaft unter Federführung von Perschau bezeichnete Galeristin Katrin Rabus gegenüber der taz als den „schlimmsten aller Fälle. Die Politik, die von Perschaus Finanzressort bislang ausging, war: Die Kultur kleinhalten. Das bedeutet eine Herausforderung für die Kulturszene. Es sei denn, Perschau bezeugt das Gegenteil.“ Ihr Hoffnung wäre gewesen, die „Kultur mit einer Staatsrätin Carmen Emigholz an‘s Rathaus zu binden.“

Klaus Pierwoß, der Intendant des Bremer Theaters, sagte: „Perschau ist Gesellschafter unseres Theaters. Als Theatergänger habe ich ihn bisher selten erlebt. Ich hoffe, dass er auch eine Affinität zu diesem Gegenstand entwickelt.“ Pierwoß weiter: „Kultur ist für die Stadtentwicklung in den nächsten Jahren ein Schlüsselressort. Ich hoffe, dass er sein Amt auch in diesem Sinne betreibt und mit der Kultur nicht umgeht, wie mit einem administrativen Beipack“. Klaus Irler