Urdrüs wahre Kolumne
: Von Leib- und Seelsorge

Den Sonntag zu heiligen ist dem Christenmenschen im Dekalog auferlegt. Grausam kollidieren lässt nun ausgerechnet die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann diese biblische Forderung mit dem grobmotorischen Unfug des Zeitgeists, indem sie am 2. Mai, dem kommendenTag des Herrn, mit vierzig anderen Evangelen unter dem Motto „Kirche laufend dabei“ beim Hannover-Marathon als aktive Teilnehmerin Trikotwerbung für den Kirchentag 2005 betreibt. Wahrhaftig, es gibt Mittel von grotesker Lächerlichkeit, die von keinem Zweck dieser oder jener Welt geheiligt werden ...

Allenthalben wird vor dem Verzehr pestizid-kontaminierter Erdbeeren aus Spanien oder anderswo gewarnt – eine vermutlich nicht ganz sinnlose Warnung, die gestern ein Kunde im Rentenalter bei „Plus“ als Argument bemühte, nachdem er dabei ertappt worden war, wie er sich so einen fruchtigen Imbiss am Obststand zwischen die Zahnprothese schob: „Ich will nur mal kosten, wie verseucht das Zeug ist. Kann ich doch nicht zu Hause durch meine kleine Urenkelin testen lassen!“

Dem taz-Artikel über das Linkentreffen im Bremer DGB-Haus entnehme ich, dass dort die grundvernünftige Anregung debattiert wurde, den Knüppel zu ergreifen, nach Berlin zu fahren, das universelle System der Gesamttücke davonzujagen und zu überlegen, „ob nicht doch eine sozialistische Gesellschaft die bessere Alternative wäre.“ Absolut mit einverstanden, ich bin dabei – aber sagt mir Bescheid, wenn’s losgeht, am liebsten mit Wochenendticket in Fünferbanden – und macht die Abfahrzeiten doch morgen schon mal bei der Maikundgebung klar!

Museumsshop und Überseebar immer noch leer, und leider weiß niemand nicht was Neues über die Pläne des gastronomischen Gesamtkunstwerkers und Theologen Ulrich Mickan, von der Leibsorge wieder zur Seelsorge zurückzukehren. Sollte man nicht in den musealen Leerstand hinein eine hedonistisch-pfingstlerische Kirche von rauschhaften Wiedertäufern etablieren, mit altem Wein aus neuen Schläuchen? Die Anschubfinanzierung könnte ja nach und nach aus der Saturday Night-Kollekte abgestottert werden ...

Ergänzt werden muss der Beitrag „Der Link zum Puff“ über www.bremen.de dahingehend, dass die dort als „alteingesessener Waller Puff“ erwähnte Ramona-Bar, die einst in realistischer Koketterie mit „miese Getränke, schlecht gelaunte Frauen, überteuerte Preise“ für sich warb, schon seit vielen Monaten dicht ist und auf neue Pächter wartet: Nachdem sich die früher hier ansässige GaDeWe, das Atelier des wunderbaren Artur Zapf und auch der kleine Lebensmittelladen von dieser windigen Ecke entfernt haben, läuft hier nur noch der Immobilienspekulatius zerbröselnd durch die Gegend. Soviel Wahrheitsliebe in der Heimatkunde muss schon sein, meint jedenfalls

Ulrich
„Maibock“ Reineking