Bald mehr Kunsthalle

Kommenden Montag treffen sich Fachleute zu einer öffentlichen Anhörung, wann, wie und wo der geplante Erweiterungsbau der Kunsthalle zu realisieren sei. Auch Abriss und Neubau des so genannten Düttmann-Anbaus stehen zur Debatte.

Bremen taz ■ Jetzt wird es ernst. Die Kunsthalle Bremen soll erweitert werden. Muss erweitert werden.

Immer mehr, immer besser ausgestattete Museen konkurrieren weltweit um die Ausstellung der ja nicht wachsenden Zahl von Rembrandts, Monets, Picassos. Um überhaupt noch die Klassiker der Malereigeschichte zeigen zu dürfen, musste die Kunsthalle bereits eine Million Euro in Sicherheitsmaßnahmen und eine Videoüberwachung rund ums Haus investieren.

Jetzt müssten auch Lager, Magazin, Restaurierungswerkstätten und Anliefermöglichkeiten dem internationalen Standard angepasst werden, erzählt Kunsthallen-Direktor Wulf Herzogenrath. Ohne Erweiterungsbau werde man in zehn Jahren keine qualitativ hochwertigen Großausstellungen wie Blaue Reiter, Klee, van Gogh mehr nach Bremen holen können. Auch benötige man dringend Räumlichkeiten für die pädagogische Arbeit. Und wenn im Rahmen des Um-/An-/Neubaus einige hundert Quadratmeter Museumsraum entstehen könnten, um der Dauerausstellung einen Bereich für die Kunst des 20. Jahrhunderts hinzuzufügen, wäre das ein lohnender Nebeneffekt, betont Herzogenrath.

Klar sei, so der Direktor, dass es keinen Sinn mache, im Altbau noch einmal architektonisch „herumzufummeln“. Wie, wann und wo also neu gebaut werden könnte, das soll jetzt öffentlich beraten werden. Herzogenrath: „Wir machen nicht den Fehler der Stadthallen-Planungen, wo hinter verschlossen Türen entschieden wurde, und der Ärger nachher umso größer war.“ Daher wollen am kommenden Montag, 3. Mai, ab 18 Uhr im Großen Vortragssaal der Kunsthalle diverse Fachleute zur Meinungsbildung beitragen.

Für genau abgemessene sieben Minuten Redezeit steigen in den Debatten-Ring: Carl Fingerhuth (Städtebauer, Zürich), Hinnerk Wehberg (Landschaftsplaner, Hamburg), Udo Mainzer (Landeskonservator, Köln), Armin Zweite (Museumsdirektor, Düsseldorf), Manfred Schomers (Architekt, Bremen) und Uwe Bodemann (Senatsbaudirektor, Bremen).

Durch die Köpfe der Beteiligten kursieren derzeit fünf Modelle. Ein Anbau rechts neben oder hinter, ein Vorbau links neben die Kunsthalle. Oder ein Kranz von Pavillonbauten um das Haus herum. Oder der Abriss des jetzigen Anbaus von Architekt Werner Düttmann (1921 - 1983), der 1982 eröffnet wurde – als letztes Werk des Berliner Baumeisters.

Werden Architekten für einen Abriss votieren? Werden Landschaftsschützer neue Bauwerke in den Wallanlagen zustimmen? Wird der Erweiterungsbau höher als die Kunsthalle sein dürfen? Wird er von einer Kühnheit sein dürfen – wie etwa Daniel Libeskinds Entwurf für das Bremer Musicon? Was verlangen Ausstellungsmacher?

Und was sagt Bremen dazu? „Von politischer Seite wurde uns ideelle und sachliche Unterstützung zugesagt“, erklärt Herzogenrath. Nach der Anhörung und den folgenden öffentlichen Debatten soll noch im Herbst dieses Jahres ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben werden. So kann der Siegerentwurf der Mappe für die Bewerbung um die „Kulturhauptstadt Europas 2010“ beigelegt werden.

„Das Geld für das Bauvorhaben können wir aber nicht aufbringen“, betont Herzogenrath. Bei der Sanierung des Altbaus habe der Kunstverein schon fast sechs Millionen Euro an Spenden gesammelt, Bund und Land waren nur mit jeweils knapp vier Millionen dabei. fis