Wochenübersicht Konzert: Thomas Winkler hört auf den Sound der Stadt

TERRORGRUPPE, 30. April im SO 36, URLAUB IN POLEN, am 2. Mai im Knaack, THE SINGLES, am 5. Mai im Mudd-Club

Es ist Zeit für eine glorreiche Wiederkunft. Nach dreijähriger Welttournee mit 589 Konzerten auf 13 Kontinenten kehren Terrorgruppe endlich zurück nach Kreuzberg. Hier fühlt man sich wohl, hier ist man zu Hause, hier macht man das SO 36 (sprich: Esso) rappeldickevoll zum großen Tourabschlusskonzert. Die besungene „Hedonistische Heilsfront“ wird vollzählig erscheinen, denn Punk geht mittlerweile zusammen mit Genuss und das muss nicht immer plörriges Bier sein. Nein, ein bisschen Sexismus tut heutzutage nicht mehr weh und Punkrock ist biegsam genug, zwischen Witzdiktat und Politdiktum noch abgehangene Gitarrenakkorde brettern zu lassen. Das macht den Massen Spaß. Urlaub in Polen dagegen machen vor allem den Kritikern Spaß. Die können gar nicht genug kriegen von dem Duo, das mit Gitarre, Schlagzeug und Synthesizer so tut, als könnte Rock noch mal richtig böse werden. Dazu wird laut gedröhnt und auf die Pauke gehauen, die Elektronik gequält und Gitarrensaiten strapaziert und schließlich die Songstrukturen ganz fies verschwurbelt. Das ist dann wohl Rock: Einerseits Verweigerungshaltung, andererseits rockt's halt. Diesem Idealzustand kommen Urlaub in Polen mitunter überraschend nahe.Verweigerung wäre etwas, was The Singles niemals einfallen würde. Die sind nämlich die musikalische Umsetzung der klassischen Verkäuferfrage: „Was darf's denn sein?“ Ein bisschen Kinks, nicht zu wenig Flamin' Groovies und ganz viel Beatles? Man posiert in schwarzen Anzügen, schreibt wundervolle Melodien und ertrinkt regelmäßig in mehrstimmigen Harmoniegesängen. Sollten die frühen Bangles einer Geschlechtsumwandlung zustimmen, klängen sie immer noch nicht so lieblich wie unser Quartett aus Detroit. Und das, das macht alten Herren Spaß.