Der stumme Meister

Alfred Hitchcock als Stummfilm-Regisseur

„The Lodger – A Story of the London Fog“– heute, 30. April, 19.30 Uhr mit Livemusik in der Volksbühne, Rosa-Luxemburg-Platz

„The Lodger“ (Der Mieter) ist einer der Filme Hitchcocks, die heute kaum einer kennt. Vielleicht liegt es daran, dass wir uns – verwöhnt von Farbe und Sound – kaum noch stumme Schwarzweißfilme ansehen. Dabei könnte es noch immer so amüsant und spannend sein wie in den Jahren, bevor der Tonfilm groß rauskam. Man gesellte sich mit Wein und Freunden in Theaterhäusern, rauchte Zigarren und ließ sich von der Musik besäuseln. Diese Art der Nostalgie lässt die Volksbühne heute Abend auferstehen: Zusammen mit dem „ensemble en direct“ zeigt sie „The Lodger“ als Filmkonzert. Dafür komponierte Joby Talbot 1999 neun sinfonische Sätze, die den Charakteren und Motiven wie Liebe oder Mord ihren spezifischen Beigeschmack geben. „The Lodger“ von 1926 arbeitet schon mit allen filmischen Foltermitteln, die wir bei Hitchcock so lieben: den unschuldig verfolgten Helden und sein sadomasochistisches Leiden. Dazu kommt ein typisch psychoanalytischer Dreieckskonflikt mit einer blonden Frau im Zentrum des Begehrens. So entsteht eine Sprache, die jeder versteht, auch die, die kein Englisch können. Und wer Lust auf ein altbekanntes Suchspiel hat: Hochwürden persönlich haben natürlich auch in diesem Film einen Cameo-Auftritt. MD