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: Auf Spielplätzen

Es passiert nicht viel in diesen Tagen, die Luft wird wärmer und die Themen „Aging –Antiaging“ beherrschen immer noch Talkshows und Magazine. Allerorten wird beklagt, es gäbe bald keine Kinder mehr …

Wer aber in diesen Frühlingstagen hinaus auf die Straßen und in die Parks geht, wird feststellen, dass kaum Senioren, dafür aber erschreckend viele Kinder und Eltern unterwegs sind. Überall Buggys, Schwangere, Väter mit Tragetüchern, Kleinkinder. Und nicht nur im Babyboombezirk Prenzlauer Berg, nein auch im angeblich überalterten Kreuzberg stauen sich die Kinderwagen vor den Cafés, stolpert man auf Schritt und Tritt über Bobbycars, Roller und Kinderfahrräder. Was wäre da erst los, würde jede Frau die vorgeschriebenen 1,9 statt 1,3 Kinder produzieren!?

Wer froh ist, das Thema Kleinkind biografisch hinter sich gebracht zu haben, wer mit Kinderladen, Einschulung, Klassenreise und so weiter längst durch ist, den holt der Kinderwahn wieder ein. Plötzlich soll man sich mit Freunden auf Spielplätzen statt in Cafés treffen, weil der junge Vater – die junge Mutter – gerade ihren Julian oder ihre Lisa irgendwo ausführen müssen.

Während aber die junge Mutter die Kulturtechnik, mehrere Dinge auf einmal zu tun, beherrscht und ein Gespräch mit ihr grundsätzlich möglich ist, versagt der junge Vater in dieser Hinsicht völlig. Völlig fixiert auf den Nachwuchs, ruft er ständig unnötige pädagogische Kommentare oder gekünstelte Ermunterungen in Richtung Kletterburg und wirkt fahrig im Gespräch. Die oft beklagte kinderfeindliche Stimmung lässt sich in den so genannten Szenebezirken nicht ausmachen, eine eher allzu kinderfreundliche Stimmung macht sich breit.

Was dieser Tage neben der Kinderplage noch auffällt, ist ein grassierender neuer Freundinnenkult. Schuld daran ist natürlich die Fernsehserie „Sex and the City“. Nun ist es eine alte Weisheit, dass in der Freundinnen- meinetwegen auch Jungsclique generell mehr Spaß, Freude und Abwechslung herrschen als beim Pärchenduo. Aber jetzt, da nicht nur in der Werbung, sondern auch im realen Ausgehalltag solche Freundinnengruppen bewusst inszeniert werden, sollte darüber nachgedacht werden, ob das Freundinnentum nicht allgemein überbewertet wird.

CHRISTIANE RÖSINGER