Der Spiceboy wird Spanier

Nach wochenlangem Hin und Her ist der Wechsel von Fußballstar David Beckham zu Real Madrid perfekt. Manchesters Trainer Alex Ferguson schlägt drei Kreuze, Reals Del Bosque gerät ins Grübeln

DUBLIN taz ■ Manchester Uniteds Trainer Alex Ferguson und David Beckham kennen sich seit 17 Jahren, doch in letzter Zeit kamen sie nicht mehr miteinander klar. Es war Ferguson, der den United-Aufsichtsrat überredete, den 28-jährigen Mittelfeldstar zu verkaufen, weil er nicht in das für die neue Saison geplante 4-2-3-1-System passe. In zwei Wochen tritt Beckham seinen Dienst bei Real Madrid an.

Ein Freund von Ferguson sagt: „Alex will Fußballer und keine Filmstars.“ Beckham ist mit seiner Frau Victoria, besser bekannt als „Posh Spice“, zuletzt öfter in den Klatschspalten der Regenbogenpresse als auf den Sportseiten aufgetaucht. Ferguson glaubt außerdem, Beckhams fußballerisches Können werde maßlos überschätzt. Für eine Reihe wichtiger Spiele der vergangenen Saison hat er ihn gar nicht aufgestellt. „David war ein integraler Bestandteil aller Erfolge, die United in den vergangenen zehn Jahren errungen hat“, sagte Ferguson vorgestern. „Ich möchte ihm und seiner Familie Erfolg für die Zukunft wünschen und danke ihm für alles, was er für den Verein getan hat.“ Das ist nicht gerade überschwänglich. Wenn man solche Sätze im Zeugnis einer Sekretärin läse, würde man denken: Aha, fleißig, aber menschlich eine Niete.

Bei den Fans war der Kapitän der englischen Nationalmannschaft lange eine Hassfigur. Nachdem er bei der WM 1998 gegen Argentinien vom Platz gestellt worden war und England ausschied, wurde Beckham monatelang ausgepfiffen. In London hängten sie eine lebensgroße Beckham-Puppe an einer Laterne auf. Das änderte sich, als Beckham eine Reihe wichtiger Tore für England schoss. Er wurde schließlich so beliebt, dass er vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen die Slowakei vor zwölf Tagen die Fans über Lautsprecher mehr oder weniger erfolgreich darum bat, bei der Nationalhymne der Gäste nicht zu pfeifen. Viele Fans, die aussehen wollen wie Beckham, geben ein Vermögen für den Friseur aus, weil der Fußballer seine Haartracht alle paar Wochen radikal verändert.

Seit der Weltmeisterschaft in Japan und Korea ist er auch in Asien einer der größten Stars – eine Tatsache, die ihn für Real Madrid besonders interessant macht, lebt der Verein doch zum großen Teil vom Verkauf von Fanartikeln. Dass er bei Real nicht das Trikot mit der Nummer 7 bekommt, sondern die 11 tragen muss, ist lediglich für die Kaufhauskette Marks & Spencer Anlass zur Trauer: Sie vermarktet die Beckham-Mode unter dem Label „DB07“. RALF SOTSCHECK