: Die Aufgabe der Weltgemeinschaft
betr.: „Israels kollektives Stammesfeuer“ von Moshe Zuckermann, taz vom 3. 1. 09
Moshe Zuckermann identifiziert die Militäraktion der Israelis als ein Fest der Barbarei, dem „Parlament und Militär, rechte wie linke Zionisten, Presse, Medien und „Publikum“, euphorisiert von den aktuellen „Erfolgen“ der Luftwaffe, um das kollektive Stammesfeuer versammelt, frönen. Angela Merkel identifiziert die gleiche Militäraktion als legitime Selbstverteidigung und sieht die Verantwortung „eindeutig und ausschließlich“ bei der Hamas liegen.
So richtig die Analyse der israelischen Gesellschaft durch Zuckermann und so wichtig die Positionierung der Bundesregierung durch Merkel gegen den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland sein mag, sie sind nicht geeignet, das Leid der Menschen auf beiden Seiten zu beenden. Im Gegenteil. Wir in Deutschland, und zwar die Dagewesenen und die Hinzugekommenen gleichermaßen, haben das Erbe, das keine Last, sondern eine fundamentale Überzeugung ist, Israel beizustehen. Beizustehen kann allerdings nicht bedeuten, einem in eine Schlucht steuernden Auto die Straße zu ebnen oder sie freizuräumen. Beizustehen bedeutet, alles zu unternehmen, damit die Menschen in Israel angstfrei und in Frieden leben können.
Dass sich der Konflikt in einem Teufelskreis befindet und sich von Tag zu Tag höher schaukelt und dass die Israelis und die Palästinenser aus eigener Kraft da nicht rauskönnen, ist Realität. Realität ist auch, dass die Weltgemeinschaft vor sechzig Jahren stark genug war, den seit zweitausend Jahren verfolgten, unterdrückten und ermordeten Juden einen eigenen Staat zu ermöglichen, damit sie endlich ohne Angst und Verfolgung leben können. Diese Stärke und Entschlossenheit ist die Weltgemeinschaft heute auch den Palästinensern schuldig! Die Bildung von zwei souveränen Staaten, deren Einwohner in Sicherheit, in Freiheit und in Würde möglichst brüderlich neben- und miteinander leben, ist die Aufgabe der Weltgemeinschaft. Die Bildung einer Konföderation, der Traum u. a. von Zuckermann, dagegen die freie Entscheidung der Bürger beider Staaten.
ISMAIL BORO, Berlin
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