IN AFRIKA SIND MILITÄRINTERVENTIONEN WIEDER IN MODE
: Die Hoffnung aus den Gewehrläufen

Noch ein Friedensabkommen, noch ein Schauplatz für Militärinterventionen. Liberia braucht dringend eine starke, respektierte internationale Eingreiftruppe, damit der Waffenstillstand zwischen den Bürgerkriegsparteien des westafrikanischen Landes nicht sofort wieder in politischem Streit untergeht. Da sind sich alle Liberianer einig. Und weil Liberias Gründung als Staat auf eine Initiative der USA zurückgeht, blicken viele von ihnen sehnsüchtig auf die USA als mögliche Schutzmacht – so wie Sierra-Leoner auf Großbritannien und die Bürger der Elfenbeinküste auf Frankreich. Auswärtige Beobachter, die beim Blick auf US-Erfahrungen beim Peacekeeping in Irak eine Gänsehaut überläuft, bringen demgegenüber eine EU-Eingreiftruppe ins Spiel: das kongolesische Bunia sozusagen als Generalprobe für Liberia.

Militärinterventionen in Afrika sind also wieder einmal schwer in Mode. Vor zehn Jahren war das auch schon so – und endete im Desaster. Angola, Somalia und Ruanda stehen für drei aufeinander folgende UN-Debakel in Afrika, von denen sich die Vereinten Nationen bis heute nicht erholt haben – und die betroffenen Länder auch nicht. Heute hält sich der gewitzte UN-Militärplaner in Afrika nicht mehr mit Blauhelmen auf, sondern holt sich lieber gleich robuste Kampftruppen.

Aber ist das wirklich der Schlüssel zum Erfolg? In Sierra Leone setzten sich die Briten durch – allerdings hatte zum Zeitpunkt ihres Einsatzes eine Seite den Krieg schon verloren. Die Franzosen in der Elfenbeinküste haben es schwerer, und in der Demokratischen Republik Kongo fangen ihre Probleme gerade erst an. Offen ist auch das Schicksal der panafrikanischen Friedensmission in Burundi.

Für Liberia sind die Aussichten nicht rosiger. Die genannten Länder zeigen: Die Hoffnung auf Frieden reicht nicht, um ihn Wirklichkeit werden zu lassen, auch nicht unter dem Zwang von Gewehrläufen. Es muss eine politische und gesellschaftliche Dynamik Richtung Frieden geben. Der können neutrale Militärs von außen dann schützend zur Seite treten. Aber wer kümmert sich darum in den Planungsstäben der Welt? DOMINIC JOHNSON