Die Osterweiterung: Feiern und Proteste

Hunderttausende begingen am Freitag und Samstag europaweit die größte Erweiterung in der Geschichte der EU. Von Estland bis Malta gab es Volksfeste, Feuerwerk – und Proteste.

In Dublin fand am Samstag die offizielle Zermonie zur EU-Erweiterung statt. Zur Europahymne „Ode an die Freude“ hissten die 25 Staats- und Regierungschefs die Flaggen ihrer Länder. Am Rande der Feiern kam es zu Ausschreitungen, nachdem mehrere hundert EU- und Globalisierungskritier friedlich „gegen ein Europa des Kaptials“ protestiert hatten.

In Berlin begrüßten am Brandenburger Tor 5.000 Menschen um Mitternacht die neuen Mitglieder im Walzerschritt. Eine Demo von EU-Kritikern stieß mit rund 800 Teilnehmern auf wenig Resonanz.

In Frankfurt (Oder) und Słubice feierten Deutsche und Polen gemeinsam. „Willkommen im gemeinsamen Europa“, rief Außenminister Fischer beim Überschreiten der Oderbrücke.

In Warschau gab es ein riesiges Popkonzert – zu dem alle neuen Mitglieder einen Vertreter entsandt hatten. Am Rande demonstrierten 1.800 Nationalisten gegen die EU, die sie mit der aufgelösten Sowjetunion verglichen. In Malta gab es vermutlich das rauschendste Fest. Etwa 100.000 Einwohner verfolgten die Lasershow des deutschen „Lichtarchitekten“ Gert Hof – also etwa jeder vierte Malteser. In Litauen sollten die Menschen möglichst viele Lichter – Glühbirnen, Straßenlampen und Autoscheinwerfer – einschalten, um in dieser Nacht das hellste Land Europas zu sein. Und während in Riga 30.000 den Beitritt Lettlands feierten, demonstrierten 20.000 gegen die Diskriminierung der russischen Minderheit.

Weise Worte:

Bertie Ahern, Ratspräsident der Europäischen Union: „Wir dürfen nie vergessen, dass wir aus Krieg Frieden geschaffen haben.“

Irlands Präsidentin Mary McAleese: „Unser Kontinent ist alt, unsere Union ist jung.“

Bundeskanzler Gerhard Schröder: „Die Spaltung des Kontinents und die Trennung seiner Bürger ist damit endgültig überwunden.“

Bundespräsident Johannes Rau: „Der Beitritt der neuen Mitgliedstaaten ist aber wahrlich kein westeuropäischer Gnadenakt.“