Rethmann ganz privat

Der Entsorger Rethmann kritisiert die Rekommunalisierung der Gelsenwasser AG

LÜNEN dpa/taz ■ Das private Entsorgungsunternehmen Rethmann geht davon aus, dass in Zukunft mehr kommunale Aufgaben privatisiert werden und hält die Rekommunalisierung des Wasserversorgers Gelsenwasser für einen Einzelfall.

Ursache für diese Entwicklung sei der Druck auf die Kommunen, die sich auf die schlechte Finanzsituation einstellen müssen, sagte der Vorstandvorsitzende des Lünener Entsorgungsunternehmens, Hermann Niehues. Privatisierungen seien auch immer mit neuen Möglichkeiten für die Mitarbeiter verbunden, glaubt Niehues. „In den von uns privatisierten Betrieben haben wir allen Beteiligten neue Perspektiven geben können.“

Umgekehrte Entwicklungen, in denen Kommunen einstmals privatisierte Betriebe wieder übernehmen, seien Einzelfälle. Ein Beispiel sei der Kauf des privaten Wasserversorgers Gelsenwasser durch die Stadtwerke Dortmund und Bochum. „Das ist der Weg zurück in die Staatswirtschaft“, kritisierte Niehues. Rethmann hatte sich für eine Beteiligung an Gelsenwasser interessiert, wollte aber nicht nur als Finanz-Investor auftreten.

Perspektivisch rechnet Niehues damit, dass die Kommunen mehr Aufgaben abgeben. „Etwa in der Abfallentsorgung, wenn es um die Verbrennung und das Recyceln geht.“ Privatisierungstendenzen lassen sich laut Niehues auch verstärkt beim Öffentlichen Personennahverkehr beobachten. „Im Wasser- und Abwasserbereich ist der Wille zur Privatisierung nur sehr eingeschränkt vorhanden. Private Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, wie man sie in Frankreich und England flächendeckend vorfindet, ist bei uns derzeit nicht vorstellbar.“