Magath wechselt zu Fenerbahce Istanbul

Sensationelle Trainer-Rotation schwappt bis in die Türkei über. In der Bundesliga trennt sich derweil der VfB Stuttgart 1:1 vom VfL Bochum und gerät im Kampf um die direkte Champions-League-Teilnahme ins Hintertreffen

STUTTGART taz ■ Nach dem 1:1 zwischen dem VfB Stuttgart und dem VfL Bochum kündigte der Spielervermittler Dusan Bukovac in einem Hintergrundgespräch spektakuläre Trainer- und Managerwechsel in der Bundesliga an. In einem mit Pressevertretern heillos überfüllten Nebenzimmer eines kirgisischen Restaurants in Bad Cannstatt bat der Bulgare um Stillschweigen. Bukovac gab den Wechsel von VfB-Trainer Felix Magath zu Fenerbahce Istanbul bekannt. Die Stelle in der Türkei wird frei, weil Christoph Daum eine Lehre als Chemielaborant bei Bayer beginnt und nebenbei Leverkusens Fußballer zur Meisterschaft führen soll. Den Werksklub verlässt Klaus Augenthaler und geht zur Hertha. Berlin sei schließlich viel weiter von Augenthalers Wohnort in Niederbayern entfernt; mit dem vielen Geld von der Kilometerpauschale wolle sich der leidenschaftliche Angler in seinem Garten einen künstlichen Teich voller dicker Fische anlegen. Sensationell auch der Wechsel von Uli Hoeneß zum VfB Stuttgart, der Ottmar Hitzfeld als Nachfolger Magaths am Neckar präsentieren will. In München soll Manfred Ommer, der ehemalige Präsident des FC Homburg, Hoeneß beerben. Der neue Bayern-Trainer heißt Jimmy Hartwig. Chaos brach aus. Die Journalisten brüllten in ihre Handys. Jeder wollte der Erste sein, der diese sensationelle Rotation der Öffentlichkeit preisgab.

Ach, wär’s doch nur so gewesen. Endlich herrschte Klarheit und niemand müsste länger die immer tollkühneren Volten des Boulevards ertragen. Solange keine offizielle Bestätigung für den Wechsel des Fußballtrainers Felix Magath von Stuttgart zu den Münchner Bayern besteht, wird weiterhin viel Bemerkenswertes dem Geraune aus dem Reich der Spekulation weichen. So wurde zwar der angeblich tiefe Fall der Stuttgarter nach der Winterpause noch abgefeiert, aber von der imposanten Erfolgsserie der letzten Wochen nahm kaum jemand Notiz. Vier Siege ließen den April für Felix Magaths Mannschaft zu einem goldenen werden und nährten die Hoffnungen der Schwaben auf eine erneute Direktqualifikation für die Champions League.

Der goldene April tanzte nun jedoch nur blechern in den Mai. Das 1:1 des VfB gegen den VfL Bochum war ein lahmer Walzer mit unzähligen Schrittfehlern und bedeutet einen herben Rückschlag. Vier Punkte auf die Bayern und den zweiten Platz müssen die Stuttgarter in drei Spielen noch aufholen.

„Unsere Ausgangsposition hat sich verschlechtert“, brummte Felix Magath enttäuscht und wirkte sichtlich desillusioniert. Magath analysierte schon vor dem Spiel messerscharf: „Stuttgart und Bochum spielen eine starke Saison. Erfolgreich ist sie für beide aber nur, wenn Bochum in den Uefa-Cup kommt und wir Rang zwei belegen.“ Jedoch: Cacaus beherzter Schuss zur Führung (31.) war zu wenig.

„Jetzt müssen wir auf einen Ausrutscher der Bayern hoffen“, sagte ein niedergeschlagener Timo Hildebrand. Dreimal trafen die Bochumer nur das Gebälk, ehe Meichelbeck abzog und Bordon unhaltbar für Hildebrand zum Ausgleich abfälschte. Ein Remis fürs Selbstvertrauen der Revierkicker. VfL-Trainer Peter Neururer verströmte dies wie immer schachtelsatzartig: „Bei noch zwei Heimspielen und dem neuen Anspruchsdenken, das wir uns erarbeitet und erspielt haben, bin ich sicher, dass dieser Punkt der Grundstein dafür ist, dass wir die Saison erfolgreich – also sensationell als Fünfter abschließen werden.“ Auch wenn der VfL momentan Sechster ist, scheint die Überraschungsmannschaft dem Uefa-Cup näher als der VfB dem direkten Einzug in die Champions League.

Und gerade deshalb traute sich am Ende doch noch ein Reporter und fragte Felix Magath zu einem möglichen Wechsel nach München. Magath antwortetet, er wolle sich erst nach der Saison wieder dazu äußern und fügte hinzu: „Vielleicht.“ Stimmt schon: Ein Bekenntnis zum VfB hört sich anders an.

TOBIAS SCHÄCHTER