Charmanter Wettstreit mit dem Vogelgezwitzscher

Der Shakespeare-Komödie „Viel Lärm um nichts“ hat sich die Freilichtbühne Lilienthal in dieser Saison verschrieben. Seit Frühlingsbeginn proben und werkeln 160 Freiwillige an dem Theaterereignis der besonderen Art – heute Abend ist Premiere

Raus auf die Bühne – und sei’s mit Regenschirm und Pelzmantel

Der Frühling hatte sich gerade erst zart mit einigen Sonnentagen angekündigt, da hallten schon über die weiten Wiesen bei Lilienthal die Lieder und Deklamationen. Menschenstimmen übertönen seither fast allabendlich selbst das Vogelgezwitscher; die Gefiederten memorieren ihre lockenden Liebesmelodien und die Zweibeiner ihre Texte.

Ein charmanter Wettstreit, der heute erst zur vollen Blüte treibt: Um 20 Uhr ist die Premiere von „Viel Lärm um nichts“. Dieser Shakespeare-Komödie hat sich die Freilichtbühne Lilienthal in diesem Jahr gewidmet.

Nicht nur die Schauspieler haben dafür kräftig geprobt: die Bühnenbauer haben gehämmert, gesägt, gebastelt, was das Zeug hält. Ein Heer von Kostümschneiderinnen hat aus den Nähmaschinen bunte Kleider gezaubert. Techniker wuseln bis zuletzt herum, probieren Lichteinstellungen, verlegen Kabel – allein dieses emsige Treiben am Feierabend wäre schon einen Besuch wert. Denn so unglaublich es klingt, alle 160 aktiven Mitglieder der Freilichtbühne Lilienthal sind ehrenamtlich am Werk.

Ob nach der Schule oder der Arbeit, Jung und Alt strömen auf die Höge, um einen neuen Theatersommer vorzubereiten. Da gehört schon eine ordentliche Portion Enthusiasmus dazu und vielleicht auch ein bisschen „Verrücktheit“. So hat zumindest mal eine Darstellerin ihre Motivation für ihr zeitaufwändige Hobby beschrieben. Das und die augenscheinlich familiäre Atmosphäre geben diesem Theater eine ganz besondere Note.

So einige Akteure sind quasi auf der Freilichtbühne „aufgewachsen“. Und tun es noch, denn mittlerweile gründete sich in Lilienthal eine „Theaterschule“, in der Seminare für Kinder und Jugendliche angeboten werden – Lilienthal, das ist eine ganze Gemeinde im Theaterfieber!

1985 war die erste offizielle Spielzeit der Freilicht-Bühne. Damals kamen „nur“ 1.000 Zuschauer, im Jahr 2002 waren es sage und schreibe: 250.000. 40 Probenabende für jede Produktion sind nötig, wobei die augenzwinkernde Devise gilt: „Raus auf die Bühne und sei’s mit Regenschirm und Pelzmantel!“

Zwei Vorstellungen bringt die Bühne jedes Jahr heraus: ein Familienprogramm und ein Abendstück.

„Und das im Prinzip ohne staatliche Subventionen“, sagt die Vereinsvorsitzende der Freilichtbühne Lilienthal, Ulla Hark-Sommer, mit sichtlichem Stolz. Tatsächlich finanziert sich das Amateurtheater hauptsächlich aus dem Ticketverkauf – rund 600 Plätze gibt es – für die bis zu 45 Vorstellungen. In diesem Jahr also mit Shakespeare. Und mit Lindgren: „Pippi Langstrumpf“ hatte bereits im Mai Premiere, gespielt wird bis Mitte September. Daniela Barth

Premiere heute, 20 Uhr. Infos: www.freilichtbuehne-lilienthal.de