Kunstrundgang
: Harald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um

Nader Ahriman, bis Juli, Di–Sa 11–18 Uhr, Klosterfelde, Zimmerstraße 90/91

Das Bild, das Tal R auf die Einladungskarte zu seiner Ausstellung gesetzt hat, ist eine Ikone der Popmusik. Die Beatles tragen Tierkostüme und begrüßen zur „Magical Mistery Tour“. Bei dem in Kopenhagen lebenden Künstler aus Israel ist aus dem psychedelischen Versprechen eine Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der Malerei geworden. Tal R zerlegt auf seiner großformatigen Leinwand die einzelnen Bildschichten, schärft die Grünwerte, holt ein paar Rot-Nuancen mehr aus der Originalvorlage und sorgt dafür, dass die Beatles aussehen wie überdimensionale Fruchtgummis. Mitunter nimmt er die Dekonstruktion wörtlich und collagiert die einzelnen Farbstreifen übereinander, was zu zerklüfteten Oberflächen führt und der Haltbarkeit der Bildassemblage nicht unbedingt dienlich sein dürfte. Dieses konstruktive Auseinandernehmen setzt sich bei den meisten Gemälden fort: Manche Arbeiten bestehen aus zusammengenähten monochromen Stoffbahnen, aus denen sich piktografische Landkarten ergeben. Das leuchtet und hat ungeheuren Speed, vor allem aber zeigt es, wie sich Malerei 2004 im allgemeinen Run auf Bilder definieren lässt – nicht als Fetisch, sondern als Material. Nader Ahriman bevorzugt für seine Malerei dagegen die großen kunsthistorischen Erzählungen. Von perspektivischen Renaissanceräumen geht es zu romantischen Landschaften und weiter zu Surrealismus, de Chiricos Pittura Metafisica oder den Darstellungen mechanischer Gliederpuppen nach Art des Konstruktvismus. Auch auf dieser Magical Mistery Tour gibt es keine Pause für den Betrachter, schon wegen der unglaublichen Titel, mit denen der im Iran geborene Nader Ahriman die Darstellung und das Dargestellte zum Tanzen bringt – wer würde bei „Platon erklärt die siderische Eschatologie der Milchstraße“ nicht ins Stolpern geraten?

Tal R, bis 29. 5., Di–Fr 10–18, Sa 12–18 Uhr; contemporary fine arts, Sophienstraße 21