Sparkassen unter Konkurrenzdruck

Auf dem heute beginnenden Deutschen Sparkassentag ist der Wegfall der Staatsgarantie für Einlagen das Topthema

FRANKFURT/MAIN taz ■ Zum wohl letzten Mal beginnt heute der Deutschen Sparkassentag – vor dem Wegfall der Staatsgarantien für Landesbanken und Sparkassen. Nach dem Willen der Politik soll dieser Wettbewerbsvorteil Mitte 2005 obsolet werden. Betroffen davon sind knapp 500 Sparkassen, 11 Landesbanken mit ihren Bausparkassen und Versicherungen.

Dass die Sparkassen nahezu überall in Deutschland präsent sind und so auf die Kundenwünsche „vor Ort“ besser als etwa Großbanken mit zentral gesteuerten Filialen eingehen könnten, erachtet der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Dietrich H. Hoppenstedt, „als den größten Vorteil der Sparkassen“. Und vor lokaler Konkurrenz – etwa der Volks- und Raiffeisenbanken – hat er keine Angst: „Nur da, wo der Kunde Wahlmöglichkeiten hat, wird er das bestmögliche Produkt auch zum akzeptablen Preis bekommen.“ Die Sparkasse sehe ihre Hauptaufgabe darin, genau das „Tag für Tag sicherzustellen“.

Doch bei einigen Landesbanken und auch Sparkassen – etwa der Frankfurter Sparkasse (Fraspa) mit rund 1,5 Millionen Kunden – ist die monetäre Decke dünn; oder es werden gigantische Verluste produziert wie bei der WestLB (4 Milliarden Euro). Das Zauberwort heißt jetzt: fusionieren. Im Norden fusionierten die Landesbanken von Hamburg und Schleswig-Holstein zur HSH Nordbank AG. Auch in Baden-Württemberg schlossen sich – auf Druck der Landespolitiker – die SüdwestLB, die Landesgirokasse und die L-Bank zur Landesbank Baden-Württemberg zusammen.

Auch lokale Sparkassen fusionierten. Noch vor zwei Jahren gab es 200 mehr als heute. Sparkassen könnten ab Mitte 2005 aber auch Übernahmekandidaten werden; entsprechende Überlegungen stellen Großbanken an, frei nach dem Motto: Schließe Filiale – kaufe Sparkasse. Die Commerzbank etwa soll sich schon für die ins Trudeln geratene Fraspa interessieren. Doch Sparkassen verkaufen ist (noch) schwer – wegen der lokalen Verflechtungen und der emotionalen Bindung der Kunden an ihr Institut. Die Stadt Stralsund etwa wollte durch Verkauf ihre Stadtkasse füllen, scheiterte aber am Bürgerwillen und am Widerstand der Landesregierung. Eine Umfrage des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes ergab: 78 Prozent der Stralsunder waren dagegen.

Hoppenstedt setzt aktuell auf die „engere Kooperation“ zwischen regionalen Sparkassen vor allem bei der Erarbeitung einer gemeinsamen Produktpalette. Und der so genannte Feuerwehrfonds des Verbandes, mit dem „gestrauchelten“ Sparkassen wieder auf die Beine geholfen werden soll, wird aufgestockt: auf rund 4 Milliarden Euro.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT