Unverständnis erweckt

betr.: „Wenn man mal so deutsch spricht“, taz zwei vom 30. 12. 08

Unverständnis erweckten bei mir des Autors Auslassungen über „das modernste Wort aller modernen Wörter: nachhaltig“. Siemes führt analog zu vorherigen modernen Translationen die synonymen Bedeutungen „langfristig“, „dauerhaft“ und „wirksam“ ins Feld und bringt daraufhin mehrere Belege für ein „nachhaltiges“ Wichtigsprech aus dem Bereich der Energieversorgung und der Bundespolitik. Dem Autor scheint entgangen zu sein, dass „nachhaltig“ neben seiner zweifellos rhetorisch nebulösen Bedeutung im Sinne von „dauerhaft wirkend“ spätestens seit den 1980/90er-Jahren eine kontroverse politische und wissenschaftliche Diskussion bezeichnet, in der über Wege zu mehr Gerechtigkeit zwischen Nord und Süd sowie zwischen heute und zukünftig lebenden Generationen gesucht wird. Einen (sicher kritisierbaren) Ansatz, dieses abstrakte Leitbild in konkrete Politik zu überführen, stellt die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie dar. Dies als bloßes „Wichtigsprech“ oder „Kaschieren magerer Inhalte“ abzukanzeln, erübrigt bequemerweise eine Auseinandersetzung mit ebenjenem inzwischen bald zwei Jahrzehnte lang geführten Diskurs. DANIEL FISCHER, Lüneburg