Forum stellt Sinnfrage

Das Sozialforum Köln hat weniger Zulauf und diskutiert sein Selbstverständnis. Grundsätzliches weiter ungeklärt

KÖLN taz ■ Die eigene Zukunft war das große Thema beim Plenum des Kölner Sozialforums diese Woche. Grund gab es genug: Erst kürzlich hatte Attac-Vertreter Heinrich Piotrowski das Sozialforum verlassen und harsche Kritik geübt. Mit der alleinigen Ausrichtung auf Sozialabbau würden andere Gruppen vergrault, außerdem werde das Forum vom Wahlbündnis „gemeinsam gegen sozialraub“ dominiert (taz berichtete).

Diese Vorwürfe wollte am Montag Abend in der Alten Feuerwache freilich niemand der Anwesenden gelten lassen. Allerdings: Dass das Sozialforum langsam „austrocknet“, weil immer mehr Gruppen dem Plenum fernbleiben, stimmte die meisten der Anwesenden schon nachdenklich. Tatsächlich waren noch nicht einmal zehn Forumsbewegte zum monatlichen Treffen erschienen, die meisten von ihnen gehörten entweder einer der dem Wahlbündnis nahestehenden Parteien an oder einer Gewerkschaftsorganisation.

Die inhaltliche Kritik von Pietrowski dürfe daher auch nicht völlig am Forum vorbeigehen, mahnte Gewerkschafter Thies Gleiss. Für ihn steht die Gruppe derzeit von zwei Seiten unter Druck: Zum einen berge die personelle und inhaltliche Nähe zum Wahlbündnis durchaus die Gefahr der „Verdoppelung“, die das Forum letztlich bedeutungslos mache. Deshalb müsse man aufpassen, nicht zu einem „Propagandahaufen“ im Dienste des Wahlbündnisses zu werden. Dann werde man „in eine tiefe Krise schlittern“, warnte Gleiss. Auf der anderen Seite ringe das Forum auch mit dem „Bündnis sozialer Bewegungen“ um dieselben politischen Gruppen und Themen. Dieses NRW-weite Bündnis, das im vergangenen Sommer „von oben“ von den Gewerkschaften ins Leben gerufen worden war, versuche auf den Trend der sozialen Bewegungen aufzuspringen. Leider habe diese Initiative „derzeit mehr Drive als das Forum“, bedauerte Gleiss.

Ganz so pessimistisch wollten andere Plenumsteilnehmer die Lage dann doch nicht sehen. Es gebe noch genug andere Gruppen außerhalb des Wahlbündnisses, die im Sozialforum vertreten seien, betonte einer. Ein anderer schlug vor, neue Veranstaltungen zu planen, etwa über die Jugendzentren, um neue Gruppen zu gewinnen. Die grundsätzliche Frage, was das Sozialforum sei – ein offener „Raum“, in dem sich verschiedenste Gruppen versammeln oder eher ein Aktionsbündnis mit verbindlichen Beschlüssen und Programm – wurde an diesem Abend nicht mehr geklärt. Über dem „Thema Heinrich“ war es inzwischen spät geworden – und das verbliebene Häufchen vertagte sich. Susanne Gannott