Behörden-Zensur
: Feindbild wird manifestiert

Alle 16.000 Hamburger Lehrer müssen künftig die Schere im Kopf haben, wenn sie mit Vertretern der Öffentlichkeit reden. Dies schafft ein Klima der Einschüchterung. Zudem ist die Formulierung der „öffentlichkeitswirksamen Anfrage“ so vage gehalten, dass Lehrer und Schulleiter selbst gegenüber Eltern und Schülern nicht mehr frei sagen können, was sie denken. Das erinnert an vermeintlich längst vergangene Zeiten der Schülerzeitungszensur und Berufsverbote.

Kommentarvon KAIJA KUTTER

Zweifellos können Eltern, Lehrer und Schüler über die Medien einiges bewegen. Aber die Wirkung ihres Protestes in der Öffentlichkeit ist auch begrenzt: Schließlich wurde der CDU-Senat gerade mit großer Mehrheit wiedergewählt, obwohl er bis zur Wahl eine Bildungspolitik mit verantwortete, die heftige Kritik hervorrief.

Auseinandersetzungen um Schulschließungen, Standortplanungen oder Klassengrößen sind zudem ein wichtiger Teil von Demokratie. Angeblich sollen junge Menschen lernen, dass es sich lohnt, eigene Standpunkte und Interessen zu artikulieren, angeblich sind Schulen ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft. Deren öffentliche Darstellung allein in die Hände von Senatorensprechern zu legen, ist absurd. Das Feindbild Behörde wird dadurch nicht abgebaut, sondern manifestiert.

Nicht für die Schule, fürs Leben lernen wir, wusste schon Seneca. Der Chefetage in der Schulbehörde mangelt es offenbar an klassisch-humanistischer Bildung.