Schrumpeln im hohen Alter

TU feiert ihr 125-jähriges Bestehen. Sparen gefährdet die Geisteswissenschaften

Den Sparzwängen zum Trotz ist der Technischen Universität Berlin (TU) in dieser Woche recht feierlich zumute. Denn vor 125 Jahren wurde die Hochschule gegründet, die damals noch „königlich“ im Namen trug.

Doch all die lobenden Worte zur Verzahnung von technischen und geisteswissenschaftlichen Studiengängen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass vor allem die Geisteswissenschaften den Sparmaßnahmen zum Opfer fallen werden. Mit 30 Millionen Euro weniger muss die TU nach den Vorgaben des Senats in Zukunft auskommen. Nach Angaben der Uni bedeutet dies, dass 7 Studiengänge und 47 Professuren gestrichen werden müssen. „Wir werden allerdings auch neue Studiengänge schaffen“, sagte Präsident Kurt Kutzler der taz. Diese müssten aber besser auf die Zusammenarbeit mit den anderen Berliner Universiäten abgestimmt sein. Für Mathias Hofmann vom Allgemeinen StudentInnen Ausschuss (Asta) der TU ist das Schaffen von neuen Fachbereichen aber nur ein „vorgeschobenes Argument“. Denn die angekündigten Studiengänge seien Masterstudiengänge, die von nur wenigen Studenten wahrgenommen werden könnten.

Wegfallen sollen Musikwissenschaft, Technischer Umweltschutz, Lebensmittelchemie, Psychologie, Vermessungswesen, Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre. „Wirklich neu sind die Einschnitte nur bei den Geisteswissenschaften. Die anderen standen ohnehin schon lange auf der Abschussliste“, sagt Asta-Vorsitzender Hofman.

An der TU sind seit ihrer Neugründung 1946 auch für Studierende der technischen Studiengänge geisteswissenschaftliche Fächer Pflicht. Damit sollte verhindert werden, dass sich Ingenieure erneut von einem politischen System instrumentalisieren lassen. „Wenn die Geisteswissenschaften ganz wegfallen, verlieren wir unseren humanistischen Anspruch“, drückt es Präsident Kutzler aus.

Die technischen Fakultäten der Hochschule sind vor allem durch Kooperation mit Firmen finanziell viel erfolgreicher als die Geisteswissenschaften. So lässt sich etwa die Telekom die geplante „Deutsche Telekom Innovation“ 5 Millionen Euro kosten. An welchen Stellen die TU tatsächlich einsparen wird, beschließt der Akademische Senat Ende Juni. SASCHA TEGTMEIER