Tschechien auf Versöhnungskurs

Prager Regierung nennt die Vertreibung der Sudetendeutschen „unannehmbar“

PRAG dpa ■ Tschechiens Regierung hat die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg in einer Erklärung als „aus der heutigen Sicht unannehmbar“ bezeichnet. Die damaligen Ereignisse und Taten könnten zwar nicht ungeschehen gemacht werden, man hoffe aber, dass sie das Zusammenleben der Völker nicht weiter belasten würden, betonte das sozialliberale Kabinett gestern. Die Erklärung ist in einer Stellungnahme zum Referendum über den EU-Eintritt eingebettet, in dem am Wochenende 77,3 Prozent der Wähler für eine EU-Mitgliedschaft am 1. Mai 2004 gestimmt hatten.

Die Prager Regierung unterstrich, sie sehe den EU-Beitritt als einen „Höhepunkt der Versöhnung“ im Geiste der deutsch-tschechischen Versöhnungserklärung von 1997. Der Zweite Weltkrieg habe dutzende Millionen Opfer gefordert. In der unmittelbaren Nachkriegszeit sei es dann zu „einer Reihe menschlicher Tragödien, Leiden und Opfer“ gekommen. Die Regierungserklärung knüpft an eine Stellungnahme des tschechischen Präsidenten Václav Klaus an, der im März die Vertreibung ebenfalls „aus heutiger Sicht unannehmbar“ genannt hatte.

Ein Mitarbeiter des deutschen Außenministeriums sagte, die Stellungnahme trage zur „weiteren Entkrampfung der bilateralen Beziehungen bei“.