Umfrage im Irak

Die Mehrheit der Bevölkerung ist für die Duldung der Besatzung bis zur Bildung einer neuen Regierung. Erneute Angriffe auf US-Truppen in Bagdad

BAGDAD/WASHINGTON dpa/afp ■ Eine Mehrheit der irakischen Bevölkerung will die Besatzung ihres Landes trotz einer Ablehnung der US-Truppen bis zur Bildung einer Regierung dulden. Das ist das Ergebnis einer ersten Meinungsumfrage nach dem Krieg, die ein neu gegründetes Irakisches Zentrum für Forschung und strategische Studien gestern in Bagdad vorstellte. Bei der Umfrage unter 1.100 Menschen aller Volksgruppen und Glaubensrichtungen in Bagdad wurden zugleich erhebliche Zweifel an der Rolle der neuen Parteien im Land deutlich.

Die vom 8. bis zum 10. Juni von irakischen Wissenschaftlern Befragten stellten den Besatzungstruppen mit großer Mehrheit schlechte Noten aus, wenn es um die Sicherheit im Land, den Wiederaufbau, die Wirtschaft und die Führung des Gesundheitssystems geht. Bei den öffentlichen Diensten – wie Versorgung mit Strom und Wasser – gaben 50 Prozent der Befragten eine mittlere Bewertung ab.

Nur 6 Prozent der Menschen glaubten aber, dass die Besatzer zum Wohl Iraks im Land sind. Trotzdem wollen 51 Prozent, dass die ausländischen Soldaten bis zur Bildung einer ständigen Regierung bleiben, 25 Prozent sagten, bis zur Bildung einer Übergangsregierung. Nach der Umfrage wollen lediglich 17 Prozent einen sofortigen Abzug.

Mit Blick auf eine künftige irakische Regierung sagten 63 Prozent, diese müsse aus irakischen Technokraten gebildet werden. Nur 5,5 Prozent wollen eine Regierung aus Vertretern der neuen Parteien sehen. Für eine gemischte Führung aus Irakern und Vertreter des Auslands sind 23 Prozent.

Die USA erhoffen sich nach der Festnahme des Privatsekretärs von Saddam Hussein Schlüsselinformationen über den Verbleib des früheren irakischen Präsidenten und die vermuteten Massenvernichtungswaffen. Als nationaler Sicherheitsberater habe General Abid Hamid Mahmud Zugang zu den strengstens bewachten Geheimsachen der ehemaligen Führung gehabt, sagte ein ranghoher US-Vertreter in Washington.

Bei einem Angriff in Bagdad wurden gestern drei amerikanische Soldaten erschossen. Wie der arabische Satelliten-Fernsehsender al-Dschasira weiter berichtete, war zunächst nicht klar, wer hinter dem Angriff in einem südlichen Vorort steckte. Bei einem Granatenangriff auf eine US-geführte Behörde für den Wiederaufbau nördlich von Bagdad wurde am Mittwoch ein Iraker getötet, zwölf weitere wurden verletzt, wie das US-Zentralkommando gestern mitteilte.