Perle: Saddam war keine unmittelbare Gefahr

„Das hat niemand geglaubt“, sagt Pentagon-Berater Richard Perle, genannt „Prinz der Finsternis“, im taz-Interview

BERLIN taz ■ Was immer das Problem war, Richard Perle sah die Lösung stets in der Konfrontation. Der Berater von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld warb jahrelang für einen Regimewechsel in Bagdad. Jetzt bekennt der Hardliner mit Spitznamen „Prinz der Finsternis“ im taz-Gespräch: Die Gefahr, die von Saddam Hussein ausging, sei nie „unmittelbar“ gewesen. „Ich habe das nicht geglaubt, und ich kenne niemanden sonst, der das glaubte.“ Die Regierung Blair hatte dagegen vor Kriegsbeginn erklärt, irakische Massenvernichtungswaffen könnten binnen 45 Minuten einsatzfähig sein.

Der Neokonservative Perle sieht den Konflikt als einen „Befreiungskrieg“. Darum sei er selbst dann berechtigt, wenn im Irak keine Massenvernichtungswaffen gefunden werden sollten. Vehement bestreitet der Hardliner, dass der irakische Diktator in den 80er-Jahren ein Verbündeter der USA war. „Er erschien als das geringere Übel“, sagt Perle, „und dafür zahlten wir einen hohen moralischen Preis.“ Überraschend gemäßigt gibt er sich gegenüber dem anderen „Schurkenstaat“ in der Region, dem Iran. Als Ziel im Iran nennt er einen regime change. Und betont: „Mit friedlichen Mitteln.“

Der iranische Präsident Chatami wies gestern die „amerikanische Einmischung“ zurück und drohte erneut den „Unruhestiftern“ im Lande. PAT, GB

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