Lehrplan nach Strichliste

Schulbehörde korrigiert Lehrerarbeitszeitmodell: Minusstunden werden nicht über Jahreskonten überwacht. Die Schulleitungen sollen selbst kontrollieren

Um Hamburgs Lehrern „alle Sorgen vor einer Stechuhrmentalität“ zu nehmen, hat Schulaufsichtsleiter Norbert Rosenboom gestern in einem Rundschreiben Korrekturen am Lehrerarbeitszeitmodell angekündigt. Wichtigste Neuerung: Ein bei der Behörde geführtes Jahresarbeitszeitkonto soll es nicht geben. Stattdessen sollen die Schulleiter darüber wachen, dass die Lehrer genug arbeiten.

Die Software für diese Konten – auch „Tools“ genannt – hatte die Behörde bereits an die Schulen ausgeliefert. Sie würden nun nicht benutzt, erklärte Rosenboom der taz. Ersatzweise sollten die Schulleiter simple Strichlisten darüber führen, ob die Vertretungspflicht erfüllt wurde, die bei einem Grundschullehrer beispielsweise 29 Stunden pro Jahr beträgt.

Ferner dürfen die Rektoren auch kurzfristige neue Funktionsaufgaben vergeben, wenn die Vertretungsreserven ihnen dies erlauben. Unterm Strich hat jede Einzelschule selbst dafür zu sorgen, dass sich Plus- und Minus-stunden des Kollegiums zum Jahresende ausgleichen.

Die Frage der Minusstunden hatte für viel Zündstoff gesorgt. So sollten LehrerInnen diese Negativwerte auch dann angerechnet werden, wenn sie gar nicht unterrichten können, weil die Schüler auf Klassenreise oder Wandertag sind. Ob dies nun geschieht oder nicht, liegt laut Rosenboom künftig in der Hand der Schulleitungen. Die Einführung der Jahresarbeitszeitkonten hätte sich aber ohnehin um Monate verzögert, weil sich hier alle vier Personalräte quer legten.

Eine leichte „Modifizierung“ gibt es auch bei den Grundschulen. Da die Vollzeitkräfte in der bis 13.30 Uhr verlängerten Öffnungszeit nicht 30 Unterrichtsstunden unterbringen können, dürfen Grundschulen Fachleiterstunden für alle neun Fächer vergeben.

Auch für die Oberstufen ändern sich Details. So darf der Arbeitsaufwand bei Ko-Korrekturen von Abi-Klausuren in bestimmten Konstellationen mit Vertretungsstunden verrechnet werden. Ferner dürfen Oberstufen künftig auch kleinere Kurse anbieten, die unter der definierten Basisfrequenz liegen. Die Lehrer, die diese Kurse mit wenigen Schüler geben, bekommen allerdings einen niedrigeren Zeitfaktor angerechnet, sprich, sie müssen mehr Stunden geben.

KAIJA KUTTER