Kultursenator schreit nach Bundeshilfe

Ohne Gelder vom Bund wird der Senat die beiden großen Opernhäuser fusionieren. Appell an Bundesverantwortung

Falls der Bund den Berliner Kulturhaushalt nicht um 33 Millionen Euro entlastet, müssen die beiden großen Opernhäuser – Deutsche Oper und Staatsoper Unter den Linden – fusionieren. Kultursenator Thomas Flierl (PDS) appellierte gestern an den Bund, seiner kulturpolitischen Verantwortung für die „Kulturhauptstadt Berlin“ nachzukommen. „Aus eigener Kraft wird Berlin drei Opernhäuser nicht erhalten können“, betonte Flierl. Zugleich unterstrich er den „Berliner Willen, der Kultur Priorität einzuräumen“.

Eine Fusion käme letztlich einer Schließung gleich, da Orchester- und Ensemblestärken entsprechend reduziert werden müssten. Das von Flierl vorgelegte Modell einer Operstrukturreform – eine Dachstiftung für alle drei Opern – wäre somit gescheitert. Obwohl dies nach Angaben der Senatsverwaltung das Doppelte an Einsparungen leisten würde wie eine Fusion. Das Stiftungsmodell würde den Haushalt ab 2004 um 31,5 Millionen entlasten. Allerdings benötigt es eine einmalige Anschubfinanzierung des Bundes in Höhe von 3,6 Millionen Euro, die die parteilose Kulturstaatsministerin Christina Weiss zwar zugesagt habe, die jedoch noch nicht im Bundeshaushalt veranschlagt ist. Der Betrag müsse in den Haushaltsentscheidungen bis zur Sommerpause noch berücksichtigt werden, so Flierl.

Für die Bundesregierung sieht der Senator verschiedene Handlungsmöglichkeiten. So könnte etwa die Staatsoper übernommen werden. Zur Entlastung des Kulturhaushaltes stünden Einrichtungen für eine Übernahme zur Disposition, wie die Akademie der Künste und die Kinemathek. „Es geht um die historische Konsequenz aus dem Einigungsvertrag“, betonte Flierl. Das Land müsse bis dato zu viele kulturelle Einrichtungen selbst tragen.

Staatsministerin Weiss bekräftigte gestern zwar die Bereitschaft des Bundes für Berlin, betonte aber, dass die Haushaltsberatungen noch keine verbindlichen Zusagen erlaubten.

Vom „kulturellen Todeskurs des Senats“ sieht sich unterdessen der Intendant und Regisseur des Berliner Ensembles, Claus Peymann, bedroht. Nachdem bekannt wurde, dass das Theaterhaus weniger Lottomittel erhalten wird als beantragt, erwägt Peymann, das Berliner Ensemble wie bereits angekündigt vor dem Ablauf seines Vertrages im Jahr 2007 zu verlassen.

SUSANNE LANG