OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Man versucht, das Beste zu machen, und am Ende ist doch alles umsonst.“ Bei so einem Satz weiß man als Kinozuschauer doch gleich, wo man ist: In einem Film von Ingmar Bergman natürlich, der in „Abend der Gaukler“ (1953) einmal mehr das hoffnungslose Leben und das vergebliche Streben seiner Protagonisten nach Liebe beleuchtet. Für Albert (Åke Grönberg), den Direktor des Zirkus Alberti, und seine Truppe ist das Leben eine nicht enden wollende Folge von Demütigungen: Die fahrenden Artisten stehen auf der untersten Stufe der Gesellschaft, Geld ist nicht vorhanden, alle Kostüme sind gepfändet. Alberts Versuch, bei einem Theaterdirektor Kostüme zu leihen, endet in Beleidigungen, weil jener sich weit über dem Zirkusmenschen stehend wähnt. Und all diese gesellschaftlichen Herabwürdigungen haben die Zirkuskünstler längst in ihre privaten Beziehungen übertragen: Immer findet sich ein noch Schwächerer, den man verspotten oder erniedrigen kann. Die beschauliche Bürgerlichkeit – im Film durch Alberts von ihm getrennt lebende Frau verkörpert – bleibt eine unerreichbare Utopie. Das Lichtblick zeigt im Januar und Februar eine Reihe mit Werken von Ingmar Bergman.

Eine der herausragenden Ideen der modernen Architektur in den 1920er-Jahren bestand sicher darin, die Lebensqualität jener Menschen deutlich zu verbessern, die sich teures Wohnen nicht leisten konnten. Dazu mussten Architektur und Design auf das Funktionale ausgerichtet werden; gleichzeitig wollte man aber in der Qualität des Materials keine Abstriche machen. Auch der Architekt Walter Gropius war von diesen Gedanken beseelt, als er nach dem Ersten Weltkrieg in Weimar das Bauhaus gründete, indem er die Kunstgewerbeschule und die Akademie zusammenlegte. Kunst und Technik sollten zur neuen Einheit verschmelzen. Die Doku „Bauhaus – Mythos der Moderne“ von Niels Bobrinker und Kerstin Stutterheim geht umfassend der Geschichte und Wirkung jener staatlichen Hochschule für Gestaltung nach: In Interviews mit ehemaligen Studenten werden die künstlerischen Konzepte erörtert, ferner suchen die Regisseure Spuren des Bauhaus-Wirkens in aller Welt und erläutern auch die Probleme, mit denen die Leitung des Bauhauses angesichts einer zunehmend reaktionären Politik konfrontiert war. Im Arsenal ist die Doku als Auftakt zur Reihe „Bauhaus & Film“ zu sehen.

Dass der unlängst verstorbene Horst Tappert mehr konnte, als nur den Derrick zu geben, kann man noch einmal in dem 1965 gedrehten deutschen Fernseh-Dreiteiler „Die Gentlemen bitten zur Kasse“ sehen. Dort spielt Tappert den umsichtigsten jener „Gentleman“-Gangster, die 1963 in England den legendären Überfall auf einen Postzug bewerkstelligten und zunächst mit einer Millionenbeute entkamen, ehe individuelle Fehler schließlich doch zur Verhaftung der meisten Bandenmitglieder führten. Die Fernsehproduktion des NDR wurde aufwändig gestaltet und im Rahmen des „Big Caper“-Genres (also Vorbereitung und Durchführung des Raubs sowie die Flucht) durchaus spannend inszeniert. Eine schöne Hommage an Tappert. LARS PENNING

„Abend der Gaukler“, 10.–11. 1. im Lichtblick-Kino

„Bauhaus – Mythos der Moderne“, 10. 1. im Arsenal 1

„Die Gentlemen bitten zur Kasse“, 11. 1. im White Trash Fast Food