Major League mit Neppern und Schleppern

Die Fußball-Oberliga Nordrhein leistet sich eine Skandalsaison auf niedrigem Niveau. Traditionsvereinen Bonner SC und Fortuna Köln droht Pleite und Lizenzentzug. Betrugsberichte über Kölner Verein Yurdumspor

DÜSSELDORF taz ■ Man kann viel Negatives über die Fußball-Oberliga Nordrhein sagen, aber immerhin ist in der Major League zwischen Rhein und Ruhr etwas los. Drei Spieltage vor Saisonschluss muss Oberliga-Spielleiter Dieter Hügel viele Fragen beantworten. „Da müssen wir im Oberliga-Vorstand drüber sprechen“, sagt der Funktionär des Fußballverbands Niederrhein. Bei ihrer Vorstandssitzung am 18. Mai dürften die Viertliga-Chefs reichlich Gesprächsstoff haben. Drohende Vereinspleiten, eine vermeintliche Betrugsaffäre – der Nordrhein ist spannend.

Ausgerechnet einer der bekannteren Vereine in der Liga macht den Fußball-Funktionsträgern Sorgen. Der SC Fortuna Köln – langjähriger Zweitligist und Erfindung des abgestürzten Mäzens Jean „Schäng“ Löring – befindet sich in finanziellen Schwierigkeiten. Vorbei die Zeiten, als Löring im Kabinentrakt des Kölner Südstadions Trainer in der Halbzeitpause feuerte („Ich als Verein musste ja reagieren“). Löring ist weg – und der Fortuna geht es schlecht. Anfang der Woche konnte der Club nur knapp die Insolvenz abwenden.

Verhindert werden konnte das drohende Aus des Traditionsvereins durch eine Einigung mit dem Kölner Finanzamt, dem die Fortuna rund eine Million Euro Steuern schulden soll. Über die Einzelheiten der ausgehandelten Lösung wurde Schweigen vereinbart. Eingefädelt wurde der Deal ausgerechnet von Rechtsanwalt Reinhard Rauball. In den 80er Jahren war Rauball Präsident von Borussia Dortmund, Ende der 90er amtierte er einige Tage als NRW-Justizminister. „Ich gehe fest davon aus, dass wir trotz aller Finanzprobleme in der Liga bleiben können“, sagt Fortuna-Manager Klaus Hilpert zur taz. Ebenfalls mies geht es Oberligist Bonner SC. Die Bilanz des stark abstiegsgefährdeten Clubs einen Fehlbetrag von 4,5 Millionen Euro aufweisen.

Neu-Oberligist Yurdumspor Köln kämpft unterdessen gegen einen schweren Verdacht. Angeblich soll die Multikulti-Truppe aus der Domstadt ihr Spiel gegen Bergisch-Gladbach absichtlich verloren haben. Yurdumspor-Spieler sollen bei einem Wettbüro Geld auf die eigene Niederlage gesetzt und nach dem 0:2 rund 80.000 Euro einkassiert haben. Mittlerweile dementiert nicht nur der betroffene Buchmacher die Story, Yurdumspor prüft sogar rechtliche Schritte gegen Bild, die den „Fall“ aufdeckte. Liga-Leiter Hügel: „Es gibt keinerlei Beweise für diese Geschichte.“ MARTIN TEIGELER