obdachlosigkeit
: Kein Fremdwort

Der Duisburger Weg, Obdachlosigkeit präventiv und jetzt auch mit vereinten Kräften anzugehen, ist begrüßenswert. Neben dem kostensenkenden Aspekt macht es natürlich viel Sinn, dass Wohnungslose die Ausgabe der Sozialhilfe und ihre Schuldnerberatung unter einem Dach vorfinden. Diese Vernetzung ist sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Betroffenen ein Gewinn. Dass auf diesem Weg die Obdachlosigkeit zu einem Fremdwort in Duisburg wird, wie die Sozialministerin Fischer es gerne sehen würden, muss allerdings in Frage gestellt werden.

KOMMENTAR VONNATALIE WIESMANN

Wohnungsnot kann nicht durch effizientere Verwaltung und Betreuung abgeschafft werden. Im Gegenteil: MitarbeiterInnen sozialer Einrichtungen befürchten durch die bevorstehende Zusammenlegung von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe (Hartz IV-Gesetz) eine weitere Verarmung der Bevölkerung. Dass steigende Armut zweifellos auch zu mehr Wohnungsverlusten führen kann, liegt auf der Hand. Denn niemand mehr würde heute sagen, dass Obdachlosigkeit ein selbstverschuldetes Problem ist.

Die Ministerin und die städtischen Politiker sollten sich nicht auf den sinkenden Wohnungslosen-Statistiken ausruhen. Sie sollten sich verstärkt dafür einsetzen, dass auf der Bundesebene Regelungen verhindert werden, die massenweise Menschen in die Armut treiben. Denn Prävention und eine allumfassende Betreuung kann nur geleistet werden, wenn die Zahl der Betroffenen sich im Rahmen hält.