Endspurt für Kultur

Die Stadt appeliert an „Köln für Münster“, doch noch die Kölner Bewerbung zur Kulturhauptstadt zu unterstützen

KÖLN taz ■ Dass die Bürger im Vorfeld nicht nach ihren Wünschen und Erwartungen für Köln als Kulturhauptstadt Europas 2010 gefragt wurden, bedauert Bewerbungs-„Chefkoordinator“ Franz-Xaver Ohnesorg, seit knapp drei Monaten im Amt. „Aber die Bewerbung ist schon lange nicht mehr von oben übergestülpt, sondern wird von einem breiten Bündnis aus Initiativen, Vereinen und Einzelpersonen getragen“, lobte er gestern vor der Presse.

Bevor am 20. Mai NRW-Kulturminister Michael Vesper die Entscheidung trifft, ob Köln, Essen oder Münster in die Bundesentscheidung um den Titel Kulturhauptstadt geschickt wird, soll ein „kulturelles Feuerwerk“ die Motivation der Kölnerinnen und Kölner, die Bewerbung zu unterstützen, noch einmal steigern. Dazu gehören die vor allem von der „Zeitungsgruppe Köln“ (M. DuMont Schauberg) gesponserten Kultursonntage.

Wenig Verständnis – „eine unnötige Konfrontation aus Unkenntnis der Inhalte“ – hat Ohnesorg immer noch für die Initiative „Kölner für Münster“, die unter anderem von Elke Heidenreich und Martin Stankowski unterstützt wird. „Das sind doch intelligente Leute“, wundert er sich, die ein Projekt wie „Generation 2010“ unterstützen könnten. Dieses soll langfristig Jugendliche ermutigen, sich künstlerisch zu äußern. „Aber unsere Arme sind ausgebreitet“, ermuntert Ohnesorg die Köln-Abtrünnigen zur Rückkehr.

Sollte Köln „wider Erwarten“ auf Landesebene durchfallen, so ist Ohnesorg davon überzeugt, dass die bisher eingeleiteten Initiativen nicht zusammenbrechen. „Die Ausgangsposition war durch die Sparmaßnahmen auch im Kultursektor nicht ideal. Aber die Diskussionen im Vorfeld der Bewerbung haben zu einer Wiederentdeckung der Kulturpolitik geführt“, ist der Manager überzeugt. „Sie haben die Kultur als urbane Lebensqualität wieder ins Bewusstsein gerufen – das ist irreversibel“. Außerdem habe auch OB Schramma versprochen, die Ideen für die Bewerbung „auf jeden Fall“ weiterzuführen. Ob er dann weiter als Promoter für die Kölner Kultur zur Verfügung steht? „Ich habe einen Zeitauftrag für diese Bewerbung“, sagt er und stellt noch einmal klar: „Hier spiele ich auf Sieg!“ Jürgen Schön