Manche müssen draußen bleiben

Noch nie ist Youssef mittwochs oder samstags ins „Ding“ gekommen. Immer weist ihn der Türsteher ab. Solche „diskriminierende Einlasspolitik“ häufe sich in Köln, klagt das AntiDiskriminierungsBüro

Von Susanne Gannott

Dafür, dass es erst neun Uhr am Abend ist, ist die Schlange vor der Disco schon ganz beachtlich. Etwa 20 junge Partygänger drängeln um Einlass. Beim Studentenclub „Das Ding“ ist das auch gar nichts Besonderes: Der Club ist billig und entsprechend beliebt in Kölns Studentenkreisen.

An diesem Mittwoch steht der Einlassbereich unter besonderer Beobachtung. Das AntiDiskriminierungsBüro (ADB) hatte die Kölner Presse zu einer heimlichen „Vorführung“ an den Hohenstaufenring geladen, weil es den Club einer diskriminierenden Einlasspolitik verdächtigt. Also haben sich zu Demonstrationszwecken Youssef Elouadoudi und sein Kumpel in die Warteschlange eingereiht. Doch der Test misslingt: Wie alle anderen werden auch die beiden Marokkaner von der überaus freundlichen Frau an der Tür hineingelassen.

Als sie nach fünf Minuten wieder herauskommen, umringt ein Pulk von Presseleuten, Freunden der „Testpersonen“ und Mitgliedern des ADB die Frau, die sich als Claudia Köller, ihres Zeichens eine der fünf Geschäftsführer des „Ding“, vorstellt. Offensichtlich ist die Disco auf den Rummel vorbereitet – leicht entnervt verteilt Köller Pressemitteilung an die Umstehenden und erklärt wieder und wieder, es sei „verleumderisch“ zu unterstellen, man würde gezielt Ausländer abweisen. „Das bilden die sich ein“, erklärt sie und versucht mehr oder weniger vergeblich, den Pulk vom Eingang wegzudirigieren. Sichtlich besorgt um ihren Umsatz will sie sich eigentlich auch nicht auf Diskussionen einlassen und hat vorsichtshalber schon mal die Polizei gerufen. Doch die hält einen Eingriff offenbar nicht für nötig und sieht vom Straßenrand aus zu, wie Köller und ihr herbeigeeilter Ehemann von Youssef und seinem Freund mit Vorwürfen und Fragen bombardiert werden. Warum sie als Ausländer noch nie reingekommen seien, gerade wenn ein bestimmter Türsteher arbeite – die beiden deutschen Kommilitoninnen in ihrer Begleitung hingegen schon.

Fast verzweifelt wiederholt Köller, zu den Einlasskriterien gehöre sicher nicht die Nationalität, und ihr Mann sekundiert: „Wir führen keine ‚Ausländerliste‘, das wäre wirklich menschenverachtend“. Bald kommt die Debatte an den toten Punkt: Beide Seiten wiederholen ihre Argumente, aber keine kann den anderen überzeugen.

Dass die Geschichte von Youssef und seinen Freunden stimmt, steht für Susanne Laaroussi vom ADB allerdings fest. Es gebe mehrere Zeugen für diesen Fall und auch weitere Beschwerden über das „Ding“. „Eine Studentin hat außerdem ausgesagt, dass an bestimmten Tagen überhaupt keine Ausländer mehr in dem Club sind“. Allerdings steht das „Ding“ mit dieser Einlasspolitik in Köln nicht alleine da, sagt Laaroussi. Auch über das „Herbrandts“, das „La Croque“ und das „Feez“ habe das ADB in letzter Zeit Beschwerden gehört. Nach Laaroussis Beobachtung häufen sich solche Fälle von Diskriminierung phasenweise immer wieder. Und in den letzten Monaten sei „auffallend“, dass sich vermehrt Nordafrikaner und Araber beim ADB beschwerten. „Das hat mit der vorherrschenden politisch-gesellschaftlichen Stimmung zu tun“, glaubt sie. Die Art, in der in letzter Zeit über Zuwanderungsgesetz, Kopftuchstreit oder Terrorgefahr berichtet würde, lasse natürlich Vorurteile gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen gedeihen.

Das aber sollen sich die Betroffenen nicht gefallen lassen, meint das ADB und will mit Aktionen wie der vor dem „Ding“ zu einem offenen Dialog anregen. Dazu scheint der Club allerdings nicht bereit: Wegen „Rufschädigung“ überlegt man sich juristische Schritte gegen das ADB. Das sieht Laaroussi gelassen und kontert, man werde die Beschwerde über das Ding an die EU-Kommission weiterleiten: als „repräsentativen Fall“.