Sprengköpfe für alle

Kunst: raus aus’m Haus, rein ins Museum: Björn Lafrenz und Rik Reinking bereichern die Weserburg

Die Plutoniumbombe konnte Rik Reinking irgendwann nicht mehr sehen. Das Modell des Amerikaners Gregory Greens stand neben dem heimischen Schreibtisch. Doch Reinking kam mit der Massenvernichtungswaffe im Büro nicht klar, obwohl ein Baseball den Sprengkopf ersetzt. Außerdem handelt es sich um ein Kunstwerk. Und Kunst gehört nach Ansicht des Sammlers raus aus den eigenen vier Wänden.

Und rein ins Museum: Die Hamburger Björn Lafrenz und Rik Reinking verbindet außer der Leidenschaft für moderne Kunst die Passion für die Weserburg. Vor drei Jahren haben die beiden erstmals Teile ihre Sammlungen zur Verfügung gestellt. Jetzt kam die zweite Lieferung. 40 neue Exponate sind unter dem Titel „66–03“ ab sofort zu besichtigen.Dabei steht Lafrenz in bester Familientradition: Sein Vater war Mitbegründer des Sammler-Museums.

In die Werke kann sich der Betrachter nicht kontemplativ hineinversetzen. Es handelt es sich um Konzept-Kunst. Ohne Erklärung bleibt so manches verschlossen. Leider haben die Ausstellungs-Macher auf Titel-Täfelchen verzichtet. Die könnten wenigstens Hinweise auf die Konzepte der Werke geben. Etwa bei Toshiya Kobayasashis Landcape in the Mist. Der Japaner spielt darin mit der Auflösung des Bildlichen. Ermalt mit weißer Farbe Landschaften auf weiße Leinwände. Beim Verkauf schleift er sie ab, übrig bleibt eine monochrome Fläche und eine diffuse Erinnerung.

Wer sich über eine längere Zeit mit moderner Kunst beschäftigt, „spricht auf einer internationalen Ebene die gleiche Sprache“, so Rik Reinking. Und für die möchte er begeistern: „Es geht um den ersten Einstieg“. Tatsächlich birgt die Schau im Museum Weserburg für Kenner wie Neulinge faszinierende Arbeiten, sofern man ihre Eigenlogik versteht.

Axel Lerner