„Wir sind doch kein Staatsfunk“

Rundfunkratsmitglied Klaus Bernbacher ist empört über den Umzugs-Kompromiss zwischen Bausenator und Radio-Bremen-Intendant. Am Montag soll der neue Rundfunkrat erstmals tagen – und sofort darüber abstimmen

Bremen taz ■ Am Montag konstituiert sich der neu gewählte Rundfunkrat. Das oberste Gremium des Senders muss auf seiner ersten Sitzung über Neubau und Umzug entscheiden. In der vergangenen Woche hatten sich nach langem Tauziehen der Bausenator Jens Eckhoff (CDU) und Intendant Heinz Glässgen in einer Vier-Augen-Verhandlung auf einen Kompromiss geeinigt (taz bremen vom 30.4.) Wir befragten dazu Klaus Bernbacher, selbst früher Abteilungsleiter bei Radio Bremen und heute Rundfunkratsmitglied.

taz: Wird der neue Rundfunkrat dem Umzug und Neubau so zustimmen, wie der Kompromiss es vorsieht?

Klaus Bernbacher: Das ist ein fauler Kompromiss, den kann man nur ablehnen. Da hat der Dicke den Dünnen über den Tisch gezogen. Wir können doch nicht mit dem Geld der ARD eine Immobilie bauen, die wir zum überwiegenden Teil auf dem Büro-Markt anbieten. Das ist ganz unmöglich, das geht doch nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die ARD das mitmacht und dafür ihre Strukturhilfe gibt. Das ist doch ein Immobilien-Geschäft, ein absolutes Finanzrisiko.

Warum hat sich Glässgen darauf eingelassen?

Wir wissen es selber nicht. Er steht ja mit dem Rücken zur Wand. Ich habe ihn mehrfach darauf hingewiesen, dass er für die Verhandlungen einen „Plan B“ braucht. Aber er lehnte das ab. Er will an die Schlachte und alles andere wird teuer gerechnet. Wir sind jetzt aber an einem Punkt, wo wir fragen müssen: Wo ist eigentlich die Alternative? Wir müssen nicht ins Faulenquertier ziehen. Wir können die Fernseh-Abteilung ohne weiteres auf das eigene Gelände in der Vahr setzen, da wo der Hörfunk ist. Damit könnte man auch den Sendesaal erhalten. Da kann doch nicht ein Kultursenator sich hinstellen und sagen: Die wirtschaftlichen Interessen des Wohnungsbaus sind wichtiger als dieser Kulturbau! Es steht doch nicht in der Landesverfassung, dass der Kultursenator dafür sorgen muss, dass die Baulöwen ihren Reibach machen. Kultur steht als Staatsziel in der Bremer Landesverfassung.

Haben Sie als Mitglied des Rundfunkrates überhaupt einen Bericht über die Vereinbarungen zwischen Glässgen und Eckhoff bekommen, der über die Zeitungsberichte hinausgeht?

Wir haben nichts. Nicht einmal eine Tischvorlage.

Eigentlich müsste der Intendant seine Rundfunkräte informieren.

Das wird er auch tun.

Am Montag soll die Entscheidung sein?

Der Rundfunkrat ist das oberste Gremium des Senders, der wählt den Intendanten und hat das Haushaltsrecht. Dieser Stil ist vor allem auch eine Unmöglichkeit den neuen Mitgliedern des Rundfunkrates gegenüber. Das geht gar nicht. Das ist doch kein Staatsfunk, wo es reicht, dass der Senat etwas will.

Warum kann Radio Bremen nicht das Parkhaus Diepenau an der Schlachte kaufen, es abreißen und für sich ein neues Funkhaus, allein für den Sender, bauen lassen?

Weiß ich nicht. Das wollen wir ja von Glässgen wissen. Wir, der arme Sender, sollen mit dem Geld der anderen Rundfunkanstalten diese Stadtentwicklung finanzieren. Da kann man sich nur an den Kopf fassen.

Interview: kawe